Erdoğan will alle Details zum Fall Khashoggi präsentieren

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
ISTANBUL
Veröffentlicht 22.10.2018 00:00
Aktualisiert 22.10.2018 12:15
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Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat für den morgigen Dienstag eine Erklärung zum Tod des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi angekündigt. Bei dem Fraktionstreffen der AK-Partei werde er alle Details des Falls präsentieren.

„Wir haben gesagt, dass wir beim Thema Jamal Khashoggi entschlossen sind", sagte Erdoğan bei der Einweihungszeremonie der neuen Metro-Strecke Üsküdar-Çekmeköy. „Wir suchen hier die Gerechtigkeit." Diese werde unverhüllt zum Vorschein kommen.

Die türkischen Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat von einem aus Saudi-Arabien angereisten 15-köpfigen Spezialkommando getötet wurde. Sie sollen auch im Besitz kompromittierender Ton- und Videoaufnahmen sein.

„Wieso sind 15 Leute gekommen? Wieso wurden 18 Personen festgenommen?", fragte Erdoğan. Er werde am Dienstag den Vorgang erläutern und auf die Details eingehen.

Saudi-Arabiens Staatsanwaltschaft hatte am Samstag erklärt, dass 18 Personen im Zusammenhang mit dem Verschwinden Khashoggis verhaftet worden seien. „Wenn die Situation so ist, wie es in die Öffentlichkeit durchsickerte, kann Saudi-Arabien auf keine Weise diese Tat vertuschen. Wenn dem wirklich so ist, wird es schwere Konsequenzen geben", sagte der Co-Vorsitzende der AK-Partei, Numan Kurtulmuş, am Sonntag gegenüber CNN Türk.

Eine in einem Konsulat begangene Straftat könne nicht ohne das Wissen von hochrangigen Staatsbeamten durchgeführt werden. Wenn sich die Behauptungen einer gewaltsamen und geplanten Ermordung Khashoggis als wahr herausstellen sollte, müsse Saudi-Arabien mit „sehr ernsten rechtlichen Konsequenzen" rechnen, stellte Kurtulmuş klar.

Khashoggi war am 2. Oktober in das saudische Konsulat gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Seine türkische Verlobte wartete vor dem Gebäude über Stunden vergeblich darauf, dass der Journalist wieder herauskam. Khashoggi, der am 13. Oktober 60 Jahre geworden wäre, lebte seit mehr als einem Jahr im selbst gewählten US-Exil und schrieb unter anderem für die Zeitung Washington Post regierungskritische Artikel über Saudi-Arabien.

Auf massiven Druck hin hatte die autoritäre Staatsführung Saudi-Arabiens die Tötung Khashoggis eingeräumt - demnach war der 59-Jährige angeblich bei einem Faustkampf umgekommen, der aus einem Streit resultiert sei.

Die Führung Saudi-Arabiens weiß nach den Worten ihres Außenministers Adel al-Dschubair derzeit nichts über den Verbleib der Leiche. Auch sei aktuell unklar, wie genau er getötet wurde, sagte er dem US-Sender Fox News. Das Sicherheitsteam vor Ort habe offensichtlich kriminell gehandelt, einen „riesigen Fehler" gemacht und versucht, die Tötung auch noch zu vertuschen. Der Minister versicherte, seine Regierung sei entschlossen, „jeden Stein umzudrehen", alle Fakten aufzuklären und die Verantwortlichen für diese „Verirrung" zu bestrafen.

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