Videoaufzeichnung im Fall Khashoggi: Saudis verbrennen Dokumente im Hinterhof des Konsulats

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 23.10.2018 00:00
Aktualisiert 23.10.2018 13:14
Videoaufzeichnung im Fall Khashoggi: Saudis verbrennen Dokumente im Hinterhof des Konsulats

Am Montagabend hat der türkische Nachrichtensender A Haber Aufzeichnungen veröffentlicht, in denen Mitarbeiter des saudi-arabischen Konsulats einen Tag nach dem Verschwinden Khashoggis auf dem Hinterhof der Einrichtung Dokumente in einer Tonne verbrennen. Die Videoaufnahmen wurden wahrscheinlich von einem der höher gelegenen Gebäude in der Umgebung aus aufgezeichnet.

Erst gestern hatte die türkische Polizei ein Fahrzeug des saudi-arabischen Konsulats auf einem privaten Parkplatz im Istanbuler Stadtteil Sultangazi gefunden. Der Wagen soll nach dem Verschwinden Khashoggis dort geparkt worden sein. Zeugenberichten zufolge sollen am selben Tag, an dem der Wagen dort geparkt wurde, mehrere Personen mit Kartons das Parkhaus verlassen haben. Seitdem wurde niemand mehr bei dem Wagen gesehen, hieß es.

Bei separat veröffentlichten Überwachungsvideos ist zu sehen, wie eine Person mit angezogener Kleidung von Khashoggi am Tag seines Verschwindens das Konsulat gemeinsam mit einem Komplizen durch den Hinterausgang verlässt. Lediglich seine Schuhe unterschieden sich von denen des getöteten Journalisten.

Türkischen Beamtenkreisen zufolge handelt es sich bei dem Mann um einen „Doppelgänger" und ein Mitglied des saudischen Mordkommandos, das im Vorfeld nach Istanbul gereist war. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie das Double das Konsulat verlässt, in ein Taxi einsteigt und anschließend zur berühmten Blauen Moschee gefahren wird. Dort geht er in eine öffentliche Toilette und taucht umgezogen wieder auf und geht anschließend mit einem Komplizen ins Hotel. Unmittelbar nach dem Verschwinden Khashoggis hatten saudische Beamte zunächst erklärt, dass er das Konsulat durch die Hintertür verlassen habe. Die Tatsache, dass das saudische Team einen Mann in Khashoggis Kleidung in Istanbul herumlaufen ließ, deutet laut Ermittlerkreise auf eine vorsätzliche Absicht zum Mord des Journalisten hin.

Khashoggi war am 2. Oktober in das saudische Konsulat gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Seine türkische Verlobte wartete vor dem Gebäude über Stunden vergeblich darauf, dass der Journalist wieder herauskam. Khashoggi, der am 13. Oktober 60 Jahre geworden wäre, lebte seit mehr als einem Jahr im selbst gewählten US-Exil und schrieb unter anderem für die Zeitung Washington Post regierungskritische Artikel über Saudi-Arabien.

Auf massiven Druck hin hatte die autoritäre Staatsführung Saudi-Arabiens die Tötung Khashoggis eingeräumt - demnach war der 59-Jährige angeblich bei einem Faustkampf umgekommen, der aus einem Streit resultiert sei.

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