Erdoğan: Khashoggi-Mord wurde von „ganz oben" angeordnet

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
ISTANBUL
Veröffentlicht 03.11.2018 00:00
Aktualisiert 05.11.2018 13:28
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Der Mord an dem saudi-arabischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi ist nach Darstellung von Präsident Tayyip Erdoğan von höchster Stelle der saudischen Führung aus angeordnet worden.

Erdoğan schrieb in einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag für die „Washington Post" weiter, er glaube allerdings „keine Sekunde lang", dass der Mordauftrag von König Salman ausgegangen sei. Er beschuldigte auch den de-facto-Machthaber, Kronprinz Mohammed bin Salman, nicht direkt.

In dem Fall stünden noch wichtige Fragen offen, etwa was mit der Leiche des Journalisten passiert ist. „Bedauerlicherweise haben die saudischen Behörden diese Fragen nicht beantwortet." Die internationalen Gemeinschaft stehe in der Pflicht, die vollständige Wahrheit aufzudecken.

Zugleich warnte Erdoğan, niemand solle es erneut wagen, auf dem Boden des Nato-Partners Türkei eine solche Tat zu begehen. Dies werde ernste Konsequenzen haben.

„Wir wissen, dass sich die Täter unter den 18 in Saudi-Arabien festgenommenen Verdächtigen befinden. Wir wissen auch, dass sie kamen, um ihre Befehle auszuführen: Khashoggi töten und abhauen", fügte Erdogan hinzu.

„Der Mord an Khashoggi war ein klarer Verstoß und ein eklatanter Missbrauch des Wiener Übereinkommens über konsularische Beziehungen", betonte er. Die Täter nicht zu bestrafen „könnte einen sehr gefährlichen Präzedenzfall" schaffen.

Der saudische Regierungskritiker Khashoggi war am 2. Oktober in das Konsulat in Istanbul gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Danach tauchte der Journalist nicht mehr auf. Riad hatte erst Wochen später und unter massiven internationalen Druck eingeräumt, dass der 59-Jährige im Konsulat umgebracht wurde. 18 Verdächtige wurden in Saudi-Arabien festgenommen. Die Türkei fordert ihre Auslieferung.

Die türkische Generalstaatsanwaltschaft hatte am Mittwoch erklärt, der saudische Journalist sei kurz nach Betreten des Konsulats erwürgt worden. Anschließend sei sein Leichnam „in Stücke zerteilt" und dann „vernichtet" worden.

Khashoggi war ein scharfer Kritiker des saudischen Kronprinzen bin Salman. Dieser hat bestritten, irgendetwas mit der Tat zu tun zu haben. Ein türkischer Regierungsvertreter hatte allerdings erklärt, der Kronprinz habe „Blut an seinen Händen".

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