Erdoğan: Türkei lässt sich beim S-400-Deal nicht von USA bedrohen

DAILY SABAH MIT REUTERS
ISTANBUL
Veröffentlicht 07.03.2019 14:04
Aktualisiert 09.03.2019 11:16
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Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Mittwoch bei einem Interview erklärt, am S-400-Deal mit Russland in jedem Fall festhalten zu wollen. Die Türkei werde sich in der Sache nicht den Drohungen der USA beugen.

Ankara plane in Zukunft außerdem den Kauf des S-500-Systems, das sich derzeit noch in der Entwicklungsphase befindet, erklärte der türkische Präsident im Gespräch mit dem Sender „Kanal 24". „Dies alles wurde mit Putin und Russland besprochen, vereinbart, die Unterschriften getätigt", so Erdoğan.

Washington hatte Anfang der Woche bereits davor gewarnt, dass die Beschaffung der S-400-Systeme von Russland die Rüstungsabkommen zwischen den NATO-Verbündeten gefährden könne. Das US-Außenministerium erklärte am Dienstag, sollte die Türkei das Geschäft durchziehen, müsse die türkische Beteiligung an dem F-35 Kampfjet geprüft werden.

Am Montag hatte das Büro des US-Handelsbeauftragten außerdem erklärt, ein privilegiertes Handelsabkommen mit der Türkei beendet zu haben, das einige zollfreie Exporte in die USA ermöglichte.

Erdoğan nannte den Entschluss „ungesund und nicht aufrichtig". „Es kann jetzt keine Abkehr mehr für uns geben. So etwas Unehrenhaftes passt nicht zu uns, das wäre nicht moralisch. Wenn wir ein Abkommen abgeschlossen haben, stehen wir dahinter", versicherte der Staatschef. Die Vereinigten Staaten sollten daher nicht versuchen, die Türkei durch Handelsembargos zurechtzuweisen.

Die Türkei sei aber weiterhin offen für das Patriot-Raketenabwehrsystem aus den USA. Dafür müssten jedoch die notwendigen Bedingungen gegeben sein.

Am Mittwochmorgen hatte auch Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu die Kritik aus den USA zum Kauf des russischen Raketensystems zurückgewiesen. Die sogenannten Verbündeten der Türkei hätten dem Land bisher nur Hindernisse auf den Weg gelegt – sogar bei den simpelsten Waffen. Daher habe man kein Recht, die Türkei zu kritisieren, wenn die benötigten Waffen außerhalb der Nato erworben würden.

Der türkische Präsident äußerte sich beim TV-Auftritt auch zur geplanten Sicherheitszone in Nordsyrien. Dort müsse die Türkei die Kontrolle übernehmen, alles andere stehe außer Frage.

Was die Waffenlieferungen an den syrischen PKK-Ableger YPG angehe, müssten diese umgehend zurückgenommen werden. Eine weitere Option sei der Verkauf einiger dieser Waffen an die Türkei. „Wenn nötig setzen wir und an den Tisch und verhandeln drüber." Die Türkei verfolge die einzelnen Schritte der USA in Nordsyrien aus nächster Nähe.

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