Öffnung der Tore für Flüchtlinge nach Europa „weder Drohung noch Bluff“

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 07.09.2019 13:28
Idlib (AA)

Die Türkei hat ihre Warnung vor einer neuen Flüchtlingswelle nach Europa bekräftigt, sollte sie nicht mehr Unterstützung erhalten.

Die Warnung sei „weder eine Drohung noch ein Bluff. Dies ist eine Realität", sagte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay am Freitag laut der Nachrichtenagentur Anadolu während eines Besuchs in Italien. Es sei „falsch" zu glauben, dass die Türkei eine neue Flüchtlingswelle hinnehmen werde.

„Die Türkei ist weder anderer Länder Wächter noch ihr Flüchtlingsheim. Es ist nicht das Land, das die Rechnung für Krisen zahlen wird, die (andere Länder) verursacht haben", so Oktay.

Angesichts der jüngsten Angriffe auf die Oppositionshochburg Idlib in Nordsyrien warnte Oktay vor einer möglichen neun Migrationsflut. „Wenn die Auseinandersetzungen andauern, gibt es mehr als 500.000 Zivilisten, die bereits unterwegs sind, und diese Zahl kann eine Million erreichen. Sie bewegen sich in Richtung Türkei. Wir haben bereits 3,65 Millionen Syrer. Wir haben nicht die Kapazität eine weitere Million aufzunehmen."

Oktay kritisierte unter anderem die Europäische Union und warf ihnen vor, Zeit zu schinden. Die bisher erhaltene finanzielle Unterstützung aus Europa betrage nur 2,06 Milliarden Euro.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte am Vortag daraufhin gewiesen, dass die Türkei gezwungen sein könnte, „ihre Tore zu öffnen", wenn sie nicht mehr Unterstützung aus Europa bei der Versorgung der Flüchtlinge und der Schaffung einer „Sicherheitszone" in Nordsyrien erhalte.

Die Türkei und die USA hatten sich am 7. August auf die Errichtung einer Sicherheitszone in Nordsyrien geeinigt. Dafür wurde in der Türkei bereits ein gemeinsames Einsatzzentrum aufgebaut. Die Pufferzone soll vom Euphrat bis zur irakischen Grenze reichen.

Erdoğan sagte, die Türkei wolle mindestens eine Million ihrer 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge in der geplanten Sicherheitszone ansiedeln. Dafür plane die Türkei dort den Bau neuer Häuser. Erdoğan sagte, er habe auch mit Deutschland über die Sicherheitszone gesprochen. Wenn es keine Fortschritte bei ihrer Umsetzung gebe, werde die Türkei dies „in der letzten Septemberwoche auf ihre eigene Weise" tun.

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