Türkei kurz vor Operationsbeginn in Syrien - US-Truppen ziehen sich zurück

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
WASHINGTON
Veröffentlicht 07.10.2019 08:50
Aktualisiert 07.10.2019 11:44
Archivbild

Die US-Truppen in Nordsyrien ziehen sich nach Angaben des Weißen Hauses wegen einem bevorstehenden Einsatz der türkischen Armee von der türkischen Grenze zurück. Die türkischen Streitkräfte positionierten indes ihre Truppen an der Grenze zu Syrien.

Wie die US-Regierung am Sonntag (Ortszeit) nach einem Telefonat von Präsident Donald Trump mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan mitteilte, werden die US-Soldaten künftig nicht mehr in der „unmittelbaren Gegend" präsent sein. Die US-Armee werde den geplanten Einsatz der türkischen Streitkräfte östlich des Euphrat nicht unterstützen. Erdogan zeigte sich in dem Gespräch mit Trump seinem Büro zufolge enttäuscht „über das Scheitern der US-Militär- und Sicherheitsbürokratie" bei der Umsetzung des Vorhabens. Er vereinbarte demnach mit dem US-Präsidenten ein Treffen in Washington nächsten Monat, bei dem über die Sicherheitszone diskutiert werde.

„Die Türkei wird bald mit ihrem lang geplanten Einsatz in Nordsyrien voranschreiten", erklärte das Weiße Haus. Die US-Armee werde den türkische Einsatz „weder unterstützen noch darin involviert sein". Deshalb würden die Soldaten nach dem „Sieg" über die Terrororganisation Daesh aus der Region zurückgezogen.

Die Region wird derzeit von den sogenannten „Volksverteidigungseinheiten" (YPG) besetzt. Sie stellen den syrischen Ableger der Terrororganisation PKK dar. Die USA unterstützen sie dagegen mit Waffen und Spezialkräften im Kampf gegen Daesh. Die Türkei ist seit 2016 bereits zwei Mal gegen die YPG-Miliz in Nordsyrien vorgegangen.

In der Nacht auf Sonntag hat die Türkei erstmals Militärgerätschaften und Truppen an die Grenze zu Syrien bewegt. In Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu war von neun Transportern mit Militärfahrzeugen sowie einem Bus mit Soldaten die Rede. Die Nachrichtenagentur DHA berichte am Sonntag, dass Soldaten im südosttürkischen Grenzort Akçakale Panzer und Haubitzen aufstellten. Auch in den Gebieten, die von der YPG besetzt werden, liefen laut Beobachtern Vorbereitungen auf eine Operation der Türkei.

In seiner Mitteilung kritisierte das Weiße Haus zudem, dass „Frankreich, Deutschland und andere europäische Nationen" ihre in Nordsyrien inhaftierten Staatsangehörigen, die sich Daesh angeschlossen hatten, nicht zurückholten. Die Türkei werde nun für alle Daesh-Kämpfer in der Region verantwortlich sein, die in den vergangenen zwei Jahren festgenommen wurden, erklärte das Weiße Haus.

Präsidentensprecher Ibrahim Kalın erklärte am Montag als Reaktion auf die US-Erklärung, dass die Türkei mit diesem Einsatz nicht die Absicht habe, syrische Gebiete zu besetzten. Die geplante Sicherheitszone richte sich nicht gegen die territoriale Integrität Syriens, sondern gegen terroristische Elemente. Sie werde zudem eine Rückkehr der syrischen Flüchtlinge ermöglichen.

Erdoğan hatte bereits am Samstag vor Parteimitgliedern in Ankara angekündigt, dass die Türkei alle Vorbereitungen für eine Operation in Nordsyrien vorbereitet habe. Der Militäreinsatz könne schon „heute oder morgen" beginnen.

Die Türkei und die USA hatten sich am 7. August auf die Errichtung einer Sicherheitszone in Nordsyrien geeinigt. Die Vereinbarung sieht die Schaffung einer bis zu 32 Kilometer breiten Zone entlang der türkischen Grenze in Nordsyrien vor, um türkischen Sicherheitsbedenken Rechnung zu tragen.

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