Trauer um verstorbenen Prof. Dr. Fuat Sezgin - ein Leben für die Wissenschaft

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 01.07.2018 00:00
Aktualisiert 03.07.2018 18:39
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Der weltberühmte türkische Islamwissenschaftler Prof. Dr. Fuat Sezgin ist am Samstag im Alter von 93 Jahren. Sein ganzes Leben hatte Sezgin der Erforschung historischer Quellen zu der Geschichte der Wissenschaften im Islam gewidmet - und verzichtete dafür auf Schlaf und Essen. Am heutigen Sonntag wurde Sezgin in Beisein von Staatsgrößen im Gülhane Park in Istanbul beigesetzt. Dort befindet sich auch ein Museum, das die Arbeiten von Sezgin veranschaulicht.

Sezgin war am Samstag im Krankenhaus aufgrund nicht näher beschriebenen gesundheitlichen Problemen verstorben.

„Ich bin sehr traurig über den Tod eines so geschätzten Wissenschaftlers - unabhängig seines Alters. Er war ein sehr angesehener Wissenschaftler", erklärte Cetinkaya. „Er hat der Türkei eine unbezahlbare Bibliothek und ein Museum gespendet", sagte Macit Çetinkaya, Vorsitzender des Vorstands der Forschungsgemeinschaft für Wissenschaftsgeschichte im Islam.

Auch Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte sein Beileid über den Tod des Historikers ausgesprochen und war ebenso bei dem Totengebet in der Istanbuler Fatih Moschee und der späteren Beisetzung anwesend. „Ich wünsche Allahs Barmherzigkeit gegenüber dem großen Gelehrten Prof. Dr. Fuat Sezgin, der das Erwachen unserer Zivilisation und Geschichte mit den Arbeiten, die er auf dem Gebiet der islamischen Wissenschaftsgeschichte geleistet hat, anführte. Ebenso der Nation, seinen Verwandten und der Wissenschaftswelt", hatte der türkische Präsident auf Twitter geschrieben.

Am heutigen Sonntag kündigte er bei der Trauerfeier in Fatih an, dass das kommende Jahr zu Ehren des Wissenschaftlers zum „Prof Dr. Fuat Sezgin Jahr" erklärt werden soll.

Sezgin wurde 1924 in der östlichen Provinz Bitlis geboren. Er studierte Islamwissenschaft und Arabistik an der Istaanbul Universität, unter anderem bei dem dort lehrenden deutschen Orientalisten Helmut Ritter. Er promovierte dort über die arabische Sprache und Literatur. Sezgin soll rund 27 Sprachen beherrscht haben.

Fuat Sezgin begeisterte sich schon sehr früh für die Kultur und Geschichte des Islamischen Raums. Sein Interesse für den Fachbereich wurde geweckt, nachdem er an den Vorlesungen des deutschen Orientalisten Hellmut Ritter (1892-1971) in Istanbul teilgenommen hatte. Von 1943 bis 1951 studierte er dann an der Istanbul Universität Islamwissenschaft und Arabistik. Seine türkischsprachige Doktorarbeit „Buhari'nin kaynakları" (Die Quellen von al-Buchari) über dessen Hadith-Sammlung, wies nach, dass al-Buchari auf eine Kette schriftlicher Quellen zurückgreift, die bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. zurückreiche, also bis zur Frühzeit des Islams.

Nachdem sich 1960 das Militär in der Türkei an die Macht putschte, verlor er seine Lehrerlaubnis. Ein Jahr später zog er nach Frankfurt, wo er an der dortigen Uni zunächst als Gastdozent lehrte. Seine Schwerpunkte waren seitdem die Geschichte der Naturwissenschaften im islamischen Kulturkreis sowie die Geschichte des arabisch-islamischen Schrifttums. Die gleichnamige Reihe besteht aktuell aus 17 Bänden und behandelt vielfältige Zweige der islamischen Wissenschaftsgeschichte. Prof. Sezgin hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die wissenschaftliche Pionierarbeit der islamischen Welt in ihrer Bedeutung erkannt und gewürdigt wird. Darüber hinaus gehen zahlreiche Übersetzungen alter arabischer Quellen auf ihn zurück.

Prof. Sezgin ist zudem der erste Träger des Preises für Islamwissenschaft der König-Faisal-Stiftung. 2001 wurde er mit dem „Großen Verdienstkreuz" der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Dies sind nur einige seiner Auszeichnungen. 2009 sollte er zusammen mit Salomon Korn den Hessische Kulturpreis bekommen. Prof. Sezgin lehnte ab, da Korn Israels Angriff auf Gaza rechtfertigte.


Sezgin verbrachte die meiste Zeit im Arbeitszimmer seiner Bibliothek oder in Archiven, wo er zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zur islamischen Wissenschaftsgeschichte verfasste. Viele moderne Erkenntnisse zur islamischen Geschichte sind seiner Arbeit zu verdanken.

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