Wiederaufnahme der Gottesdienste in der armenischen Akdamar-Kirche in Van

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 15.09.2018 00:00
Aktualisiert 16.09.2018 11:47
AA (Der letzte Gottesdienst in der Kirche auf der Insel Akdamar hatte zuletzt 2014 stattgefunden.)

Akdamar, eine armenisch-orthodoxe Kirche auf einer Insel im Van-See in der Osttürkei, öffnete am vergangenen Sonntag zum ersten mal nach vier Jahren ihre Pforten für einen Gottesdienst. Der amtierende armenische Patriarch Aram Ateşyan sagt, die heutige Türkei sei "nicht mehr die alte" und gebe den Minderheiten ihre Rechte.

Der Gottesdienst in Akdamar, einer armenisch-orthodoxen Kirche auf einer malerischen Insel im Van-See im Osten der Türkei, hat am vergangenen Sonntag stattgefunden. Dieses Ereignis markiert ein neues Kapitel für die religiösen Freiheiten von Minderheiten in der Türkei. Die jährliche Messe war erstmals im Jahr 2010 nach einer Restaurierung der nach der Insel benannten Kirche abgehalten worden. 2015 und in den Folgejahren mussten die Gottesdienste aus Sicherheitsgründen abgesagt werden, da die Aktivitäten der Terrororganisation PKK in der Region eine Gefährdung für die Menschen darstellten.

Aram Ateşyan, der amtierende armenische Patriarch, sagte, dass sich die Türkei "verändert" hat. "Es ist nicht die alte Türkei. Wir haben einen stärkeren Staat, einen Staat, der Minderheiten Rechte gewährt", betonte er gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.

Für die Messe auf der kleinen Insel bestand reges Interesse, sowohl von den orthodoxen Gläubigen in der Türkei als auch als auch von Pilgern aus dem Ausland.

Ateşyan sagt, dass sich die Insel ganz besonders durch ihre Kirche auszeichnet, die ursprünglich «Surp Haç» hieß , aber später als Akdamar-Kirche bekannt wurde. Die Kirche sei lange Zeit für Gottesdienste geschlossen gewesen, aber vieles hätte sich geändert, nachdem die AK-Partei an die Macht gekommen sei. "Die Kirche wurde 2007 saniert und wir erhielten vom Ministerium für Kultur und Tourismus das Recht, eine jährliche Messe abzuhalten", betonte er.

Auch Ministeriumsmitarbeiter nahmen am orthodoxen Gottesdienst am Sonntag teil. Für den Gottesdienst waren viele Armenier aus allen Regionen der Türkei angereist, vor allem aber aus Istanbul, wo traditionell viele Armenier leben. Anwesend waren auch Armenier aus dem Ausland.
"Dies ist eine historische Stadt - sowohl für Armenier als auch für die Welt. Es ist ein besonderer Ort für uns. Wir sollten ihn mehr fördern, seine historischen Plätze fördern", sagte Ateşyan.

Die Kirche, die 2015 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, ist zwischen 915 und 921 n. Chr. vom Architekten Bischof Manuel unter der Aufsicht vom armenischen König Gagik I. Artsruni errichtet worden. Der Überlieferung nach wurde die Kirche erbaut, um ein Stück des "Wahren Kreuzes" zu beherbergen, das bei der Kreuzigung Jesu Christi verwendet worden war. Die Kirche wurde zwischen 2005 und 2007 restauriert und danach wiedereröffnet. Das Ministerium für Kultur und Tourismus genehmigte 4 Milliarden Türkische Lira für das Projekt, das zwei Jahre dauerte und wo mehrere Architekten, Ingenieure und Archäologen beschäftigt waren.

Ateşyan sagt, dass Minderheiten in der Vergangenheit mit "Tabus" konfrontiert gewesen seien und sich Sorgen um ihre Existenz gemacht hätte, aber dies hätte sich mit der AK-Partei geändert. "Wir sind in der Lage, unsere Kirchen zu sanieren, und einige Minderheiten sind dazu berechtigt, neue zu bauen", erklärte er und verwies auf frühere Einschränkungen nichtmuslimischer Gemeinschaften im Land. "Wir haben das Gefühl, dass wir wieder existieren."

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