Erdoğan kritisiert Haltung westlicher Medien zu Protesten in Paris

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 10.12.2018 00:00
Aktualisiert 10.12.2018 19:09
DHA

Nach der ausufernden Polizeigewalt der "Gelbwesten" am Wochenende in Paris und Brüssel hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan das "Schweigen" westlicher Medien und Menschenrechtler kritisiert.

Erdoğan warf ihnen in einer Rede zum Tag der Menschenrechte am Montag doppelte Standards vor, nachdem sie bei den Gezi-Protesten in der Türkei 2013 gegen das Vorgehen seiner Regierung protestiert hatten, nun jedoch schweigen würden.

"Diejenigen, die bei den Gezi-Protesten in Istanbul die Menschenrechte verteidigt haben, zeigen sich nun blind, taub und stumm angesichts der Ereignisse in Paris", sagte Erdoğan. Bei den Gezi-Protesten hätten sie "die ganze Welt in Aufruhr versetzt", weil es in der Türkei gewesen sei, doch nun würden die Medien nicht in gleicher Weise über die Proteste in Paris und Brüssel berichten. Das sei "nicht fair" und "nicht ehrlich", sagte er.

Erdoğan hatte am Samstag bereits die "unverhältnismäßige Gewalt" der französischen Polizei gegen die "Gelbwesten" kritisiert, die seit Wochen teils gegen die Politik der Regierung und soziale Missstände demonstrieren. Auch bezeichnete er die Proteste als Zeichen für das Scheitern von Demokratie und Menschenrechte in Europa. Die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn zeigte sich empört und warf ihm "Einmischung" vor.

Die türkische Regierung beschuldigte die westlichen Medien in den vergangenen Tagen zudem wiederholt, nicht objektiv und ausreichend über die Proteste zu berichten. "Die Haltung der Presse in diesem Kontext ist eine totale Katastrophe", sagte Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Sonntag. "Das ist, was wir Doppelstandards, was wir Heuchelei nennen." Als die Türkei "Vandalismus" erlebt habe, hätten die Europäer die Protestler durch Presse, Politiker und NGOs unterstützt.

Die Gezi-Proteste hatten sich im Mai 2013 an Plänen zur Bebauung eines kleinen Parks im Zentrum von Istanbul entzündet, doch nach einem großen Polizeieinsatz rasch auf das ganze Land ausgeweitet. Das Vorgehen der Regierung war damals im Ausland scharf kritisiert worden.

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