Angebliche Bettlerin aus Syrien in BBC Serie als Türkin entlarvt

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 23.01.2019 11:18
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Ein türkischer Journalist hat bei seinen investigativen Recherchen falsche Szenarien einer BBC-Doku-Serie aufgedeckt.

Der Hürriyet-Journalist Ilker Sezer fand heraus, dass eine türkische Bettlerin in einer Episode fälschlicherweise als Flüchtling aus Syrien präsentiert wird. Die im Istanbuler Bezirk Aksaray interviewte Frau sei angeblich aus Aleppo geflohen, wird in der englischen Doku behauptet.

Sezer startete seine Recherchen über die Behauptungen in der Türkei-Episode, nachdem der Skandal über die Fälschungen des Ex-Spiegel-Journalisten Claas Relotius bekannt geworden war. Er hatte unter anderem falsche Fakten über Flüchtlinge in Türkei verbreitet.

In der BBC-Dokumentarreihe „Sex in Strange Places" wird eine Frau namens Fatma als eine 35-jährige Syrerin bezeichnet, die mithilfe von Schleusern in die Türkei geschmuggelt worden sei. Angeblich sei sie aufgrund der unzureichenden Versorgung in der Türkei dazu gezwungen, zu betteln und sich zu prostituieren. So jedenfalls die Behauptung der BBC-Moderatorin Stacey Dooley.

Sezer erfuhr später von einem Händler in Aksaray, dass die Bettlerin eigentlich aus der südöstlichen Provinz Şanlıurfa stammt - und nicht wie behauptet aus dem syrischen Aleppo.

In der BBC-Episode kritisiert Dooley den angeblichen „Rassismus" in der Türkei, der sich auch gegen Fatma richte. Sie behauptet außerdem, die Türkei habe den syrischen Flüchtlingen keinerlei Unterstützung oder Rechte gewährt.

„Dies ist ein sehr rassistisches Verhalten. Inakzeptabel", sagt Dooley, als ihr Filmteam die Aufnahmen auf dem Marktplatz „Vakıflar Çarşısı" verboten werden. Denn das Team hatte es versäumt, eine Drehgenehmigung zu beantragen.

Als Sezer den gleichen Ort für seine Recherchen besuchte, boten sich ihm ganz andere Fakten. Der stadtbekannte und langjährige Handwerker Veysel Gül erzählte ihm, dass die gezeigte Bettlerin ungefähr 50 Jahre alt sei – und nicht wie behauptet 35. Außerdem laufe sie bereits seit 15 oder 20 Jahren auf dem Markt herum. Sie beherrsche Türkisch und etwas Kurdisch sowie Arabisch. Auch die BBC-Crew sei von ihr um Geld gebeten worden.

Die Aussagen wurden Sezer auch von einem weiteren Händler bestätigt. Ishan Ünal, der auch in der BBC-Folge gezeigt wurde, erzählte ihm, dass er Fatma sofort erkannt habe, obwohl man bemüht gewesen sei, ihr Gesicht zu verdecken.

Die BBC-Produzentin Julia Rooke sagte gegenüber Hürriyet, dass die Frau sich als Prostituierte in Aksaray ausgegeben habe. Sie hätte behauptet, eine Turkmenin zu sein und aufgrund ihrer illegalen Einreise über die Grenzprovinz Hatay keine Papiere zu besitzen.

„Ich bin nur ein paar Mal zur Übersetzung gegangen", sagte Rooke. „Ich weiß nicht, wer diese Frau und die Anderen gefunden hat."

In einer E-Mail an Hürriyet behauptet Rooke: „Ihr Mann diente in Assads Armee. Sie haben Geschäfte in Aleppo. Da sie illegal in die Türkei gekommen sind, haben sie keine offiziellen Dokumente." Ihr Mann sei angeblich krank gewesen und ihre älteste Tochter sei von der Terrorgruppe Daesh entführt worden. „Sie sprach Arabisch, ihr Türkisch war ziemlich schlecht."

Nachdem sich der Verdacht über gefälschte Angaben erhärtet hatte, entfernte BBC die Episode der Doku-Serie von der Webseite und ihrem YouTube-Kanal.

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