US-Ökonom rät Deutschland zu mehr Investitionen

REUTERS
BERLIN
Veröffentlicht 12.05.2016 00:00
Aktualisiert 12.05.2016 10:02
Reuters

Der Chefökonom von US-Präsident Barack Obama, Jason Furman, hat Deutschland zu mehr Investitionen sowie einer großzügigeren Ausgaben- und Lohnpolitik aufgefordert. Dass Deutschland seit langem einen so hohen Leistungsbilanzüberschuss habe, sei in einer von Nachfrageschwäche gekennzeichneten Welt kein Modell für andere Länder und auch für Deutschland selbst nicht dauerhaft tragbar, sagte Furman dem "Handelsblatt" vom Donnerstag. Ein Grund dafür seien zu geringe Investitionen. "Staatsausgaben und Steueranreize können hier viel bewirken", sagte er. Und mit höheren Löhnen könne für eine höhere Binnennachfrage gesorgt werden. Das wiederum würde auch der Weltwirtschaft helfen.

Es geht Furman, wie er sagte, nicht nur um mehr staatliche, sondern auch um private Investitionen. Dass hier zu wenig getan werde, sei für das nachlassende Produktivitätswachstum in Deutschland mitverantwortlich. Ein Grund dafür, dass die USA nach der Finanzkrise schneller wieder auf Tour gekommen seien als Europa, sei eine expansive Fiskal- und Geldpolitik gewesen.

Im Krisenfall sei "mehr besser". Weltweit hält er eine gemeinsame Stärkung der Nachfrage für vordringlich, um zu mehr Wachstum zu kommen. Was die Griechenland-Krise angehe, so sei derzeit "die Restrukturierung der griechischen Schuldenlast der wichtigste Punkt". Damit könnten die Zukunftserwartungen für Griechenland erheblich aufgehellt werden. Ein britischer Ausstieg aus der EU, ein Brexit, wäre nach Furmans Worten
schädlich für alle: die Briten, die Europäer und die Weltwirtschaft. Der Obama-Berater warb darüber hinaus für das TTIP-Freihandelsabkommen.

Zwischen der deutschen und der amerikanischen Regierung gibt es seit langem unterschiedliche Auffassungen, auf welchem Wege die Weltwirtschaft zu mehr Wachstum gebracht werden kann. Während Deutschland die Notwendigkeit von Strukturreformen betont und gesunde Staatshaushalte für wesentlich hält, plädieren die USA immer wieder für mehr Nachfrageimpulse durch höhere staatliche Ausgaben, notfalls auch über mehr Schulden.

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen