Milchbauern blockieren Molkerei in Niedersachsen

AFP
OLDENBURG
Veröffentlicht 30.08.2016 00:00
Aktualisiert 30.08.2016 12:42
AFP Symbolbild

Aus Protest gegen niedrige Milchpreise haben Bauern im niedersächsischen Edewecht am Montagabend mit fast 50 Traktoren und diversen Autos eine Großmolkerei blockiert. Wie die Polizei in Oldenburg am Dienstag mitteilte, stellten die etwa 90 Beteiligten mit ihren Fahrzeugen für rund dreieinhalb Stunden alle Zufahrten zu dem dortigen Werk der Deutschen Milchkontor GmbH zu. Die Aktion sei vollkommen friedlich abgelaufen.

Die Deutsche Milchkontor GmbH ist mit 26 Standorten nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Molkereiunternehmen. In Edewecht werden demnach unter anderem Käse und Butter produziert. Angesichts eines seit Jahren anhaltenden dramatischen Preisverfalls bei Milch hatten Bauern bereits zuvor mit ähnlichen Aktionen auf ihre Lage aufmerksam gemacht.

So blockierten nach Angaben des Bundesverbands Deutsche Milchviehhalter (BDM) vor gut einer Woche rund 50 Milchbauern mit ihren Treckern ein zentrales Lager des Discounters Aldi im niedersächsischen Hesel. Die Discounter und ihre "Dumpingbilligpreise" seien "mitverantwortlich für die seit langem ruinösen Milcherzeugerpreise", hatte er erklärt.

Die damalige Aktion bezeichnete der Verband aber auch ein Zeichen des Protests gegen die "Untätigkeit" von Politik, Molkereien und anderen Firmen des Lebensmitteleinzelhandels. Nötig sei die Beseitigung der "preisdrückenden Überschussmengen durch vorübergehende, aber ausreichende Anreiz- und Entschädigungszahlungen von EU, Bund und auch Molkereien" an jene Bauern, die ihre Milchproduktion als Reaktion auf die derzeitige Lage drosselten.

In Deutschland und in ganz Europa wird mehr Milch produziert als nachgefragt. Das drückt die Preise auf ein Niveau, das viele Produzenten als ruinös bezeichnen. Gründe für den Verfall sind das Auslaufen der Milchquote in der EU vor gut einem Jahr, aber auch das Embargo Russlands gegen westliche Agrarprodukte und eine schwächere Nachfrage aus China.

Als Reaktion auf die Krise hatte die EU-Kommission im Juli ein Liquiditätspaket mit 500 Millionen Euro für europäische Milchbauern beschlossen, Deutschland erhält mindestens 58 Millionen Euro davon. Weiteres Geld könnte laut Kommission folgen, sofern es den Ländern über einen bestimmten Zeitraum hinweg gelingt, freiwillig weniger Milch zu produzieren.

Es war bereits das zweite EU-Hilfspaket binnen wenigen Monaten. Im September 2015 hatte die Kommission 420 Millionen Euro bewilligt, von denen 69 Millionen Euro für Deutschland bestimmt waren. Der BDM und andere fordern die Vorbereitung von staatlichen Maßnahmen zur verbindlichen Mengenreduzierung, falls die bisherigen Schritte weiter nicht greifen.

Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff erklärte am Dienstag seine Solidarität mit der Protestaktion der Milchbauern in Edewecht. "Es sind die Molkereien wie DMK, die sich in der Milchkrise auf Kosten der Bauern gesundsanieren", erklärte der Oppositionspolitiker in Berlin. Sie müssten endlich "Verantwortung für den Markt und die Wertschöpfungskette übernehmen" und den sie beliefernden Bauern "Anreize zur Mengenreduzierung" anbieten.

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