Deutschlands Interesse in türkischen Minen wirft Fragen auf

YUNUS PAKSOY @yunuspaksoy
CERATTEPE, Türkei
Veröffentlicht 20.09.2016 00:00
Aktualisiert 21.09.2016 13:46
Deutschlands Interesse in türkischen Minen wirft Fragen auf

Der Fall Cerattepe: Die Antiregierungsorganisation Green Artvin Assoziation protestiert seit Jahren gegen den Bau einer neuen Kupfermine in der Provinz Artvin. Inmitten dieser Diskussionen wirft die Rolle Deutschlands und deren enge Kooperation und Unterstützung für die Demonstranten neue Fragen auf.

Um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, bemüht sich die Türkei über natürliche Ressourcen hinaus in wirtschaftlichen Wachstum jeglicher Art zu investieren. Deutschlands Interesse an den mineralienreichen nördlichen und nordöstlichen Regionen der Türkei erscheint daher zunehmend fragwürdig.

Schon seit Jahren blitzen immer wieder Debatten und Spekulationen bezüglich der Kupfermine in der Cerattepe Region im Nordwesten von Artvin auf. Während sich Aktivisten und die Antiregierungsorganisation Green Artvin Assoziation vehement gegen den Bau einer solchen Mine gestellt haben, führte die verantwortliche Baufirma Eti Bakır der geplanten Mine einen regelrechten psychologischen Krieg gegen die Bewohner der Region.

Da die Firma trotz rechtlicher Genehmigung zur Ausschöpfung von Kupfer, die zum Teil gewalttätigen Proteste nicht stoppen konnte, erklärte sich der damalige türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu mit einer Übereinkunft mit den Minengegner der Green Artvin Assoziation bereit: Es werde kein Kupfer ausgehoben, solange nicht jegliche juristischen Angelegenheiten geklärt werden.

Noch immer lassen die Anfeindungen und Proteste gegenüber der Eti Bakır Firma nicht nach. Dennoch unterstützt Deutschland gerade diese Aktivisten und Minengegner.

Die deutsche Organisation Kultur und Initiative e.V. hat Aktivisten wiederholt mit Ausbildungen in verschiedenen Regionen unterstützt.

Auf einem Foto, das während eines der Trainingsaufenthalte in Deutschland geschossen wurde, sind eindeutig Personen zu erkennen, die aktiv gegen den Bau von Kraftwerken und Minen in der Türkei protestieren.

Trotz der hohen Vorkommnisse von aktiven Kraftwerken und Minen in vielen EU-Ländern, erfahren diese wenig Gegenwind seitens der Bevölkerung. Die NRO Green Artvin Assoziation hingegen widersetzt sich und protestiert gegen den Bau von jeglichen Kraftwerken oder Minen, egal ob von der Regierung oder von Privatfirmen.

Ein weiteres Indiz, dass auf die eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Aktivisten der Artvin Assoziation, beweist der rege Briefverkehr zwischen den Aktivisten und deutschen Ministerien und Banken. In den Briefen, die Daily Sabah vorliegen, fordern die Aktivsten die Banken auf, alle Kredite platzen zu lassen, die sie der leitenden Baufirma Eti Bakır zugesichert hatten.

Die Briefe an das deutsche Außenministerium, das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das Finanzministerium, das Wirtschafts- und Energieministerium und das Umweltministerium enthalten Aufforderungen, um Eti Bakır unter Druck zu setzen und so zum Stopp des Baus der Mine auffordern.

„Wir wissen, dass Eti Bakır von externen Quellen aus Deutschland finanziert wird und wir fordern Sie auf, diese schäbige Aktion nicht mehr zu unterstützen", heißt es in einem der Briefe. Weiterhin wird den Ministerien vorgeschrieben, was sie fortan zu tun hätten: „Wir fordern Sie auf das notwendige zu tun und diese Umwelt-Katastrophe nicht mehr mitzufinanzieren."

Zwar hätten die Bewohner Artvins ihr Einverständnis zum Inhalt der Briefe gegeben, allerdings befindet Eti Bakır dies als Falschaussage. Leitende Angestellte von Eti Bakır sagten Daily Sabah, dass die Aktivisten Druck auf die Bewohner ausgeübt hätten. Außerdem bestätigten Anwohner, dass viele Leute der Provinz gezwungen wurden sich gegen den Bau einer solchen Mine auszusprechen, nachdem sie selbst Druck und Drohungen seitens der Artvin Assoziation erfahren haben.

Dennoch bleibt unbekannt wie eine relative kleine Organisation wie Green Artvin Assoziation an die Informationen über die Geschäfte der Eti Bakır Firma gekommen ist.

.Neben den zuvor genannten regelmäßigen Ausbildungsbesuchen nach Deutschland, erhielten die Aktivisten zusätzlich finanzielle Mittel, um ihre Geschäfte ausüben zu können. Eine Stiftung mit dem Namen ‚Dünya Kitle İletişimi Araştırma Vakfı' erhielt rund 145.000 Euro von der EU. Damit sollte ein Projekt namens „Media for Environment: Network of Media News Reporters of Artvin, Bartın, Ordu, Rize, Samsun, Trabzon and Zonguldak" (zu Deutsch: Medien für die Umwelt: Netzwerk für Medienreporter) unterstützt werden. Unter anderem stellte sich auch diese Stiftung vehement gegen den Bau der Kupfermine in der Provinz Artvin.

Weitere Indizien für eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Aktivisten: Bei Protesten im Februar wurde bei Protesten ein deutscher Staatsbürger festgenommen. Seine genauen Motive jedoch bleiben unklar.

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