Moody's stuft Türkei trotz guter Ergebnisse herab

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 28.09.2016 00:00
Aktualisiert 28.09.2016 14:05
Moody’s stuft Türkei trotz guter Ergebnisse herab

Die Türkei überzeugt mit durchaus erfolgreichen Wirtschaftsergebnissen. Trotzdem wertet die Ratingagentur Moody's die Staatsanleihen der Türkei herab. Das wirft Fragen auf, insbesondere da die Türkei im Vergleich zu Ländern auf der gleichen Ratingstufe deutlich bessere makroökonomische Ergebnisse vorweisen kann.

Die Ratingagentur Moody's hatte am Freitagabend bekannt gegeben, dass sie die langfristige Kreditwürdigkeit der Türkei um eine Stufe herabstufen wird. Damit liegt sie nun unter der Grenze der Ratingstufe für investitionswürdige Anlagen und ist nach Ansichten von Moody's nicht mehr voll kreditwürdig.

Mit Hinblick auf die makroökonomischen Indikatoren aber beweist die Türkei ein hohes Maß an Wirtschaftskraft. Bruttoinlandsprodukt (BIP), Wachstumsrate, Gesamtinvestitionsverhältnis zum BIP sind nicht vergleichbar mit anderen Ländern der gleichen Ratingstufen. Die Wirtschaftslage in der Türkei ist deutlich positiver.

Nach Ansicht der türkischen Regierung und der türkischen Wirtschaftsgesellschaft sei die Entscheidung der US-Agentur aus politische Gründen gefällt worden. Die Glaubwürdigkeit der Agentur sei daher umstritten. Die Ratingagentur begründete ihre Entscheidung mit den Auswirkungen des Putschversuches des 15. Juli und dessen Auswirkungen auf die türkische Wirtschaft.

Während die Finanzlage im Zuge des Putschversuches geschwächt worden seien, hätten die wirtschaftlichen Indikatoren das Gegenteil bewiesen, teilte die Agentur mit. Noch wenige Tage zuvor behauptete Moody's, dass die türkische Wirtschaft den Schock des Putschversuches überstanden hätte. Dennoch stufte die Ratingagentur die Kreditwürdigkeit der Türkei herab.

Die Kreditwürdigkeit der Türkei sei nach Angaben von Moodys auf dem gleichen Level wie die von Ungarn, Russland, Portugal, Costa Rica oder Marokko. Hinsichtlich der Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf die wirtschaftlichen Indikatoren der Türkei, werde sich die türkische Wirtschaft deutlich von den anderen Ländern der gleichen Stufe im positiven Sinne abheben.

Nach Angaben des IWF verbessern Länder mit einer Herabwertung ihrer Kreditwürdigkeit ihre makroökonomischen Faktoren auch trotz globaler Konjunkturschwankungen. Nach den Wachstumserwartungen des IWFs und im Vergleich mit den Ländern der gleichen Ratingstufe überzeugt die Türkei vor allem mit ihrer überzeugenden Wachstumsrate, BIP und Investitionen.

Weiterhin prüfte Moody's 17 türkische Finanzinstitutionen. So wurden 14 Institutionen in ihrer Kreditwürdigkeit und langzeitlichen Verbindlichkeiten herabgestuft. Ein Großteil der großen türkischen Banken wurden somit herabgestuft: Darunter sind Akbank, Alternatifbank, HSBC, ING Bank, Ziraat Bank, Halkbank, Vakifbank, TEB, Garanti Bank und Yapı Kredi.

Weitere Banken wurden nur in ihren langzeitlichen Verbindlichkeiten herabgestuft: Iş Bank, Şekerbank, TSKB und Turkish Eximbank.

Moody's bestätigte das 15 aus 17 geprüften Banken stabile Zukunftsprognosen erwarten könnten, nur die Denizbank und die Şekerbank hätten negative Prognosen.

Trotz der Herabstufung der türkischen Kreditwürdigkeit, reagierten die Märkte positiver als erwartet. Die Nachfrage nach Anleihen hat sich demnach vervierfacht und die Zinssätze blieben stabil und weiter unter den Erwartungen. Das große Interesse der Investoren besonders in langfristige Anleihen bestätigt das Maß an Vertrauen, dass sie der Zukunft der Türkei gegenüber bringen.

Auch nach der Herabstufung von Moody's sei die Türkei noch immer Kreditwürdig, bestätige Orhan Ökmen, Direktor der eurasiatischen Abteilung der Japan Credit Agency (JCR). Wohingegen Moody's die Türkei als nicht mehr kreditwürdig bewertete.

Zwei der zehn von der Kommission für Sicherheit und Austausch (SEC) offiziell anerkannten Ratingagenturen der USA bewerten die Türkei noch als souverän und kreditwürdigen Investitionspartner. Mindestens zwei Agenturen sollten diesen Status offiziell anerkennen, damit ein Land seine Kreditwürdigkeit nicht verliert: „Die Türkei behält also ihren derzeitigen Status als investitionsbereites Land", sagte Ökmen. Weiterhin fügte er hinzu, dass Liquiditätsverfügungen für einen möglichen Schock ausreichend wären. „[Es gibt kein Problem] an Fonds und Geldmittel zu gelangen, Schulden und Zinssätze haben sich auf einem vernünftigen Level eingespielt. Daher ist die Türkei in Hinblick auf ihre Finanzlage stabil."

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen