Vizeregierungschef Şimşek trifft in London potenzielle Investoren

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 30.05.2018 00:00
Aktualisiert 31.05.2018 09:32
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Angesichts der Krise um die türkischen Lira hat sich der türkische Vizeregierungschef Mehmet Şimşek in London mit potenziellen Investoren getroffen und für die Landeswährung geworben. "Unsere Kontakte in London waren sehr produktiv", schrieb Şimşek am Mittwoch nach einem Treffen mit Bankern und Fondsmanagern im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Für die Zeit nach den Wahlen im Juni kündigte er weitere "strukturelle Reformen" an.

Şimşek wurde bei dem Treffen in London von Zentralbankchef Murat Çetinkaya begleitet. Ihre Reise erfolgte zwei Wochen nach einem Besuch von Präsident Recep Tayyip Erdoğan in Großbritannien. Dort sagte er, nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 24. Juni wolle er die Kontrolle der Regierung über die Geldpolitik stärken.

Erdoğan sprach sich zuvor gegen eine Zinserhöhung aus, auch wenn nach Ansicht einiger Ökonomen nur höhere Leitzinsen den Verfall der Währung stoppen können, die allein binnen eines Monats zehn Prozent ihres Werts verlor. Vorige Woche intervenierte die Zentralbank jedoch und erhöhte den Leitzins um 300 Basispunkte.

Şimşek erklärte nach dem Treffen in London nun, die Türkei habe ihre geld- und wirtschaftspolitischen Instrumente gestärkt und einen Prozess zur "Neuausrichtung" der Wirtschaft begonnen. "Die wichtigste Priorität ist der Kampf gegen die Inflation und das Leistungsbilanzdefizit", schrieb der für Wirtschaft zuständige Vize-Ministerpräsident auf Twitter. "Nach den Wahlen werden wir die strukturellen Reformen beschleunigen."

Die Inflation lag im April bei 10,85 Prozent, und das Leistungsbilanzdefizit betrug im März 4,8 Milliarden Dollar. Ökonomen der Commerzbank bezeichneten Şimşeks Reise am Mittwoch als Versuch zur "Schadensbegrenzung" nach dem Besuch Erdoğans in Großbritannien. Die türkische Währung reagierte zunächst positiv und stieg um 1,3 Prozent auf 4,5 Lira zum Dollar.

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