Katar will 10 Milliarden Euro in Deutschland investieren

REUTERS
BERLIN
Veröffentlicht 07.09.2018 00:00
Aktualisiert 07.09.2018 15:10
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Nach dem Einstieg bei großen deutschen Konzernen will das Emirat Katar verstärkt in den Mittelstand investieren. In den nächsten fünf Jahren sei insgesamt ein Engagement von zehn Milliarden Euro geplant, sagte der Emir von Katar am Freitag auf einer Investorenkonferenz in Berlin.

Deutschland sei ein wichtiger Partner für Katar. "Wir wissen um die Stärke der deutschen Wirtschaft", sagte Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani. Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte das Vorhaben. "Besonders der Energiebereich birgt hier aus meiner Sicht noch erhebliches Potenzial für den Ausbau unserer Wirtschaftsbeziehungen." Auch die hiesige Wirtschaft sieht Chancen für bessere Geschäfte, sorgt sich aber wegen der Blockade Katars, vor allem durch Saudi-Arabien.

Katar ist bereits an Volkswagen, der Deutschen Bank, Siemens, Hochtief und SolarWorld beteiligt. Die bisherigen Investitionen belaufen sich nach katarischen Angaben auf rund 25 Milliarden Euro. Der Emir sprach von guten Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Gut 300 deutsche Firmen seien in dem Golfstaat engagiert, viele beim Aufbau der Infrastruktur und bei Dienstleistern. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2017 bei rund 2,5 Milliarden Euro.

"Katar bietet in dreierlei Hinsicht der deutschen Wirtschaft aktuell hervorragende Chancen", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier zur Nachrichtenagentur Reuters. Zum einen sorge die Beteiligung an großen Infrastrukturprojekten für Schwung beim Export. "Das Land öffnet sich auch, um Investitionen und Wertschöpfung im eigenen Land attraktiver zu machen." So sei es deutlich einfacher, deutsche Tochtergesellschaften im Land zu etablieren. "Das wichtigste positive Signal des Tages ist, dass Katar mit seinen gewaltigen Kapitalreserven den deutschen Mittelstand bei seinen Aktivitäten finanziell unterstützen möchte." Dabei böten die Mittelständler dem staatlichen Kapitalfonds Katars attraktive Renditechancen.

Merkel sieht Potenzial für mehr Kooperation im Energiesektor

Merkel setzt auf eine engere Zusammenarbeit im Gassektor. Katar plane als größter Exporteur von Flüssiggas (LNG) einen weiteren Ausbau seiner Kapazitäten. "Flüssiggas trägt auch zur Diversifizierung der Gasbezugsquellen bei und dient damit auch der Versorgungssicherheit", sagte die CDU-Chefin. Hintergrund ist die Debatte etwa mit den USA und osteuropäischen Ländern über einen Ausbau der Gasbezüge aus Russland.

Das deutsche Gasnetz sei bereits an die LNG-Importterminals in den Nachbarländern Niederlande, Belgien und Polen angeschlossen, ergänzte Merkel. "Aber wir arbeiten auch in der Bundesregierung daran, die Flüssiggasinfrastruktur in Deutschland selbst weiter voranzubringen." Deutsche Unternehmen hätten bereits Projekte für den Bau eines LNG-Importterminals.

Eine bessere Handelsbeziehung zwischen Deutschland und Katar verhindert derzeit die Wirtschaftsblockade des Golfstaates durch Saudi-Arabien und andere Länder. Grund ist der Vorwurf, das Emirat unterstütze Terroristen und verbünde sich mit dem Erzrivalen Iran, was Katar wiederholt dementiert hat. "Wir in Deutschland bedauern diese Krise", sagte Merkel.

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