Bayer Leverkusen: CAS-Urteil zu spät verkündet

DPA
LEVERKUSEN
Veröffentlicht 04.02.2017 00:00
Aktualisiert 06.02.2017 10:11
Bayer Leverkusen: CAS-Urteil zu spät verkündet

Bayer Leverkusen hat den Internationalen Sportgerichtshof CAS attackiert und den Vorwurf erhoben, das Urteil im Fall Hakan Calhanoglu verspätet bekannt gemacht zu haben.

«Besonders perfide ist, dass mit der Verkündung des Urteils gewartet wurde, bis das Transferfenster geschlossen war», sagte Vereinschef Michael Schade. Bayer habe die Information gehabt, dass das CAS-Urteil schon Tage vorher gefällt worden sei, aber aus bürokratischen Gründen nicht unmittelbar veröffentlicht wurde.

«Theoretisch hätten wir noch einen Spieler verpflichten können», meinte Schade. Die Wechselfrist für die Fußball-Bundesligaclubs war am vergangenen Dienstag zu Ende gegangen. Zwei Tage später hatte der CAS verkündet, dass Calhanoglu sofort wegen einer sechs Jahre zurückliegenden Vertragsverletzung für vier Monate gesperrt ist. Außerdem muss er 100 000 Euro Geldstrafe an Trabzonspor zahlen.

Der Deutsch-Türke hatte 2011 als 17-Jähriger einen Vertrag bei Trabzonspor unterschrieben, jedoch dann seinen Vertrag beim Karlsruher SC verlängert. Danach wechselte er zum HSV. Seit 2014 spielt Calhanoglu in Leverkusen.

«Alle sind etwas entsetzt. Wir haben mit dieser Strafe nicht gerechnet, sie ist unfair», betonte Schade. Bayer 04 hätte schließlich überhaupt nichts mit dem Fall zu tun. «Ich finde, dass bei dem Urteil die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt wurde», sagte Schade und spricht von einem unglaublichen wirtschaftlichen Schaden. «Hakans Marktwert wird dadurch gesenkt, wenn er nicht spielen darf.»

Groß ist auch der sportliche Verlust für den nur im Liga-Mittelfeld liegenden Champions-League-Achtelfinalisten durch den Ausfall von Calhanoglu für den Rest der Saison. «Er war zuletzt in einer nicht optimal funktionierenden Mannschaft der herausragende Spieler und in den vergangenen zwei Partien die Glanzfigur», meinte Schade. Immerhin schoss er schon sechs Tore und bereitete fünf vor.

Einen noch größeren Wert hat deshalb die Verpflichtung des 19-jährigen Offensivspielers Leon Bailey, die zunächst erst für den Sommer vorgesehen war. «Dass wir Bailey sofort verpflichtet haben, entpuppt sich nun als zusätzlicher Vorteil», sagte der Vereinschef.

«Es fällt mir schwer zu verstehen, weshalb ich unter diesen Umständen für etwas, was vor mittlerweile sechs Jahren geschehen ist, als ich noch minderjährig war, für einen solch langen Zeitraum meinem Beruf und meiner Leidenschaft, dem Fußball spielen, nicht mehr nachgehen darf», schreibt Calhanoglu in einer verbreiteten Erklärung auf Facebook und Twitter. Zumal nach seiner Ansicht «der Vertrag mit Trabzonspor unter Umständen und zu Konditionen zustande kam, durch die auch Trabzonspor gegen mehrere Transferregeln der FIFA verstieß».

Der gebürtige Mannheimer sei aber sicher, dass er nach der Sperre noch stärker zurückkomme und für den Verein und die türkische Nationalmannschaft «wieder Vollgas» geben werde.

«Die Strafe für Hakan Calhanoglu ist sehr mild ausgefallen. Vor allem die Geldstrafe in Höhe von 100 000 Euro», twitterte Trabzonspor-Vorstandsmitglied Nevzat Aydin. Der damalige Vizepräsident des türkischen Clubs, Nevzat Sakar, nimmt allerdings den heute 22 Jahre alten Bayer-Profi in Schutz. «Wir hatten einen guten Vertrag geschlossen, doch ein 17-jähriger Jugendlicher wurde von seinem Vater und seinem Berater in die falsche Richtung gelenkt. Den Jungen trifft keine Schuld.» Der CAS-Spruch sei aber wichtig, weil er «für alle jungen Fußballer ein Negativbeispiel» darstelle.»

Dass Calhanoglu auch für die Länderspiele ausfällt, sei laut Sakar bedauernswert, aber nicht absehbar gewesen. Dass der Fall so lange dauert, ein solches Ausmaß nimmt und die Nationalmannschaft dadurch Schaden nimmt, hätte niemand wissen können», sagte er.

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