Wahlkampfdebatten in Deutschland und Lügen über die Türkei

Veröffentlicht 12.09.2017 00:00
Aktualisiert 12.09.2017 12:58

Ich frage mich ernsthaft über was deutsche Politiker in ihren Wahlkampagnen zu reden hätten, wenn die Türkei und die Türken nicht existieren würden. Es ist keineswegs ethisch, die von einigen deutschen Medien verzerrten Nachrichten für ihre Kampagnen zu nutzen, ohne diese Stichhaltigkeit zu überprüfen. Manche Texte wurden - mit Absicht oder nicht - falsch aus dem Türkischen ins Deutsche übersetzt. Sie besetzten Schlagzeilen in deutschen Zeitungen, und diese falschen Schlagzeilen erweisen sich als fast die einzigen Themen, die in Wahlkampf-Reden angesprochen werden. Dies hat die deutsch-türkischen Beziehungen weitgehend untergraben, während die Wiederherstellung der Beziehungen mit jedem Tag schwieriger wird.

Vor kurzem erst wurde eine Erklärung des türkischen Außenministeriums für türkische Staatsangehörige, die nach Deutschland reisen, manipuliert. Wir müssen bedenken, dass die Webseiten der deutschen und österreichischen Außenministerien voll mit Reisehinweisen für die Türkei sind. Es wäre sinnvoll zu erklären, dass dieses Problem von einigen deutschen Gruppen, die der Türkei feindlich gesinnt sind, manipuliert wurde. Ein „Reisehinweis" ist, wie der Name schon andeutet, ein Hinweis, der routinemäßig vom Außenministerium zum Schutz der Bürger ausgestellt wird. Diese Routine-Reisehinweise zielen nur darauf ab, Bürger daran zu hindern, auf unerwartete Probleme zu stoßen. Eine „Reisewarnung" hingegen warnt die Reisenden vor dem Besuch eines Landes. Dieser Ausdruck ermöglicht es den Reisenden ihre Pläne, durch rechtliche Grundlagen, abzubrechen. Daher ist ein „Reisehinweis" im Vergleich zur „Reisewarnung" völlig verschieden.

Deutschland ist nun wegen einer falschen Übersetzung in Rage. Die deutschen Medien haben den Reisehinweis des türkischen Außenministeriums vermutlich absichtlich als Warnung falsch übersetzt und die deutsche Öffentlichkeit wird bezüglich der Türkei falsch informiert, da die Politiker diese Situation für ihre Kampagnen missbrauchen. Die Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdoğan sind wieder einmal Ziel einer Wahrnehmungsmanipulation.

Die Erklärung lautet: „Es ist besorgniserregend, dass die deutschen Behörden keine Maßnahmen ergreifen gegen die Aussagen des Kanzlerkandidaten, die offensichtlich rassistische Elemente in sich tragen. Die in Deutschland lebenden türkischen Staatsbürger sind auch aufgrund ihrer politischen Ansichten einer Diskriminierung ausgesetzt. Einige unserer Bürger sind aufgrund ihrer Ansichten verbalen Angriffen ausgesetzt." Ist diese Aussage nun falsch? Türken, die ihre Unterstützung für Erdoğan aussprechen, werden in ihrem Alltag in Deutschland beleidigt, gemobbt und ausgegrenzt.

Weiterhin heißt es in der Erklärung: „Bei ihren Ankünften in Deutschland, vor allem an Flughäfen, werden türkische Staatsbürger häufig verhört und respektlos behandelt oder werden von deutschen Sicherheits- und Zollbeamten willkürlich warten gelassen."

Jeder türkischer oder deutscher Staatsbürger türkischer Herkunft kennt diese Praktiken schon. Zum Beispiel auf dem Frankfurter Flughafen (Fraport), dort werden bei Flugzeugen aus der Türkei bereits beim Ausstieg Passkontrollen durch Polizeibeamte durchgeführt. Danach werden erneut die Standart-Passkontrollen im Flughafen selbst durchgeführt. Die Türken werden an Flughäfen einer ungerechten Behandlung mit doppelter Passkontrolle unterworfen. Außerdem verhören die Beamten türkische Passagiere vorurteilsbeladen, als wären sie alle Schmuggler. Ich glaube, dass in der jüngsten Erklärung des Außenministeriums eine Verantwortungsvolle Haltung hervorgeht, weildarin die Bürger darüber informiert werden, was sie möglicherweise erleben könnten.

Auch andere Teile der Erklärung spiegeln die Wahrheit wider. Ich denke, die Politiker, die die Türkei wegen einer falschen Übersetzung kritisieren, sollten sich auf das konzentrieren, was in der Erklärung steht - da die Türken, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, oder Deutsche türkischer Herkunft, heute noch ungerechten Behandlungen ausgesetzt werden. Mit anderen Worten: Die deutschen Politiker, die ihre Wahlkämpfe führen, sind für solche Behandlungen verantwortlich. Diejenigen, die bei der Inhaftierung eines türkischen Staatsbürgers in der Türkei überreagieren, sollten sich mal über die Schwierigkeiten informieren, die Türken in Deutschland tagtäglich erleben.

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