Boston: Zehntausende marschieren gegen Rassismus

DPA
BOSTON
Veröffentlicht 20.08.2017 00:00
Aktualisiert 20.08.2017 11:56
Reuters

Eine Woche nach der Gewalteskalation in Charlottesville haben am Samstag in der US-Ostküstenmetropole Boston Zehntausende Menschen friedlich gegen Rassismus und Hass demonstriert.

Ausdrückliches Lob kam von Präsident Donald Trump, der wegen relativierender Äußerungen über die rechtsextremen Auswüchse von Charlottesville ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war: «Ich möchte den vielen Protestierenden in Boston applaudieren, die ihre Stimme gegen Bigotterie und Hass erheben», schrieb er auf Twitter. «Unser Land wird bald als ein geeintes zusammenkommen!»

In Charlottesville war es bei einer Demonstration von weißen Nationalisten und Neonazis zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten gekommen. Ein mutmaßlicher Rechtsextremist steuerte sein Auto in eine Gruppe von Anti-Rassismus-Demonstranten und tötete eine Frau. Trump machte danach beide Seiten gleichermaßen für die Gewalt verantwortlich.

«Unser großartiges Land ist seit Jahrzehnten geteilt», twitterte Trump nun. «Manchmal muss man protestieren, um zu heilen und wir werden heilen und stärker sein als je zuvor!»

Der Protestmarsch in Boston, an dem nach Schätzungen der Polizei bis zu 40.000 Menschen teilnahmen, richtete sich zugleich gegen eine - bei weitem kleinere - Kundgebung, die zur selben Zeit in einem Park der Stadt stattfand. Während diese nach Angaben der Organisatoren dazu diente, für das Recht auf freie Meinungsäußerung einzutreten, sahen die Gegendemonstranten rechtsextreme Motive hinter der Versammlung.

Beide Aufzüge wurden von einem starken Polizeiaufgebot begleitet, um eine Wiederholung der Gewaltszenen von Charlottesville zu verhindern. In Boston gelang es, beide Lager voneinander zu trennen. Teils mussten Polizisten eine Kette bilden, um die Gegendemonstranten zurückzudrängen. Nach Polizeiangaben gab es nur vereinzelte Zwischenfälle und insgesamt 27 Festnahmen. Verletzte oder Sachschäden habe es nicht gegeben.

Die von den Gegendemonstranten kritisierte Kundgebung war schon vor den Vorfällen in Charlottesville geplant gewesen, auch haben sich die Organisatoren von der dortigen Gewalt distanziert. Nach Medienberichten waren aber mehrere Redner angekündigt worden, die mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht werden. Außerdem wurde die Teilnahme zahlreicher Rechtsradikaler befürchtet.

Die Veranstalter - eine Gruppe namens «Boston Free Speech Coalition» - beschreiben sich als «eine Koalition von Libertären, Progressiven, Konservativen und Unabhängigen». Ziel sei es, einen «friedlichen und offenen Dialog über die Bedeutung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und die Bedrohung dieses Rechts» zu führen.

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