Thailand will geflüchtete Saudi-Araberin nicht in ihre Heimat abschieben

AFP
BANGKOK
Veröffentlicht 07.01.2019 00:00
Aktualisiert 07.01.2019 17:33
AFP

Die aus ihrer Heimat geflüchtete Rahaf Mohammed al-Kunun fürchtet in Saudi-Arabien um ihr Leben - jetzt darf sie vorerst in Thailand bleiben.

"Wenn sie nicht ausreisen will, werden wir sie nicht zwingen", sagte der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, Surachate Hakparn, am Montag am Flughafen in Bangkok. Der Vater der 18-Jährigen bat die Botschaft seines Landes in Thailand derweil nach saudi-arabischen Angaben um "Hilfe", um seine Tochter zurückzubringen.

Nach ihren Angaben und den Angaben von Human Rights Watch wurde die 18-Jährige am Sonntag auf der Flucht vor ihrer Familie an Bangkoks internationalem Flughafen von saudi-arabischen und kuwaitischen Botschaftsvertretern gestoppt, die ihr den Pass wegnahmen.

Sie sei während einer Kuwait-Reise vor ihrer Familie wegen körperlicher und seelischer Misshandlungen geflüchtet, sagte die 18-Jährige. Sie habe in Australien Asyl beantragen wollen; bei einer Abschiebung in ihre Heimat fürchte sie, getötet zu werden.

Thailands Einwanderungschef Surachate hatte am Sonntag gesagt, al-Kunun sei die Einreise verweigert worden, weil sie keine Dokumente bei sich gehabt habe. Sie solle zurückgeschickt werden.

Nach vielfacher Kritik und Twitter-Appellen der jungen Frau an verschiedene Länder, vollzog die Behörde am Montag eine Kehrtwende. Das UN-Flüchtlingshilfswerk "UNHCR und ich werden uns anhören, was sie will, ob sie Asyl in einem bestimmten Land erhalten möchte, und wir werden helfen, das zu koordinieren", sagte Surachate am Montag.

Die 18-Jährige werde nicht gegen ihren Willen zur Ausreise gezwungen. Thailand sei ein "Land des Lächelns, wir werden uns so gut wir können um sie kümmern". Thailand werde "niemanden in den Tod schicken", sagte Surachate.

Al-Kunun sei am Flughafen von seiner Behörde gestoppt worden, weil die saudi-arabischen Behörden diese kontaktiert und angegeben hätten, die 18-Jährige sei von der Familie weggerannt. Sollte sie in Thailand bleiben wollen, müsse die UNO die Legitimität ihres Asylantrags prüfen. Eine einstweilige Verfügung einer Menschenrechtsanwältin gegen die Abschiebung der Frau war in Thailand zuvor am Montag abgewiesen worden.

Das saudi-arabische Außenministerium widersprach derweil in einer über seine Botschaft in Bangkok veröffentlichten Erklärung der Angabe, dass der Pass der jungen Frau beschlagnahmt worden sei. Sie solle nach Kuwait gebracht werden, wo ihre Familie lebe. Der Vater habe die Botschaft kontaktiert und um "Hilfe" bei der Rückführung seiner Tochter gebeten. Die junge Frau selbst sagte dagegen AFP, sie sei lediglich in Kuwait gereist.

In einem im Internet veröffentlichten Video war zu sehen, wie sich die 18-Jährige in ihrem Zimmer im Flughafenhotel in Bangkok mit Möbeln verbarrikadierte. Das UNHCR erklärte später, Mitarbeitern sei am Flughafen Zugang zu der jungen Frau gewährt worden. Es gehe darum, eine "sofortige Lösung" zu finden.

Ein australischer Regierungssprecher bezeichnete al-Kununs Aussagen zu den drohenden Gefahren in Saudi-Arabien am Montag als "zutiefst beunruhigend". Australien beobachte den Fall "genau". Australische Botschaftsvertreter wollten sich in Thailand mit den dortigen Behörden und dem UNHCR abstimmen.

Der Fall al-Kunun sorgt wenige Monaten nach dem Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul für Schlagzeilen. Das ultrakonservative Königreich steht seit Langem wegen seines restriktiven Umgangs mit Frauen in der Kritik.

Unter einem Vormundschaftssystem dürfen Männer willkürlich über Frauen bestimmen, Aktivisten zufolge werden immer wieder Frauen durch die eigene Familie getötet, was dann als Ehrenmord bezeichnet wird.

Auch der deutsche Botschafter in Thailand, Georg Schmidt, äußerte sich besorgt über das Schicksal al-Kununs bei einer Rückkehr nach Saudi-Arabien. Seine Botschaft stehe mit den thailändischen Behörden und anderen Botschaften in Kontakt, schrieb er bei Twitter.

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