Schüsse am S-Bahnhof Unterföhring bei München: Vier Verletzte

AFP
MÜNCHEN
Veröffentlicht 13.06.2017 00:00
Aktualisiert 13.06.2017 17:42
Archivbild (DPA)

Bei einem eskalierten Polizeieinsatz hat ein 37 Jahre alter Mann am S-Bahnhof in Unterföhring bei München eine Polizistin mit einem Kopfschuss lebensbedrohlich verletzt. Drei weitere Menschen wurden verwundet, darunter der Angreifer, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Einen terroristischen Hintergrund schloss die Polizei aus, die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen versuchten Mordes ein.

Der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä zeigte sich nach dem Angriff schockiert, es sei ein "sehr sehr trauriger Tag" für die Münchner Polizei. Aus einem Routineeinsatz sei ein Gewaltverbrechen geworden. Alle guten Wünsche würden der schwerstverletzten 26 Jahre alten Kollegin gelten.

Wie die Polizei mitteilte, war eine aus zwei Beamten bestehende Streife zu dem S-Bahnhof geschickt worden, nachdem mehrere Zeugen von einer Schlägerei in einer S-Bahn berichtet hatten. Der Zug der Flughafenlinie S8 sei in Unterföhring stehen geblieben. Es sei auch gelungen, den 37-Jährigen aus dem Zug zu holen.

Laut Andrä lief die erste Kontrolle "völlig ohne Probleme ab". Am Bahnsteig habe der Tatverdächtige dann aber aus dem Nichts versucht, den gerade mit der Aufnahme der Daten beschäftigten 30 Jahre alten Polizisten vor eine einfahrende S-Bahn zu schubsen, sagte Andrä. Diesem Polizisten habe er auch dessen Dienstwaffe entwenden können, mit der er anschließend schoss und die 26-jährige Polizistin in den Kopf traf. Der Mann habe die Waffe leer geschossen und sei dann geflohen, in der Nähe des Bahnhofs sei er dann von Bundespolizisten festgenommen worden.

Die Frau erlitt den Angaben zufolge lebensgefährliche Verletzungen, sie kam zur Operation in ein Krankenhaus. Die Beamtin schoss zuvor noch auf den Tatverdächtigen und verletzte diesen. Auch der angeschossene Angreifer und zwei bei den Schusswechseln ebenfalls verletzte Passanten kamen in Münchner Krankenhäuser. Der Angreifer war zunächst wegen der Operation seiner Schusswunde am Gesäß nicht vernehmungsfähig.

Der genaue Tatablauf und ob zuerst der Mann oder die Polizistin geschossen hatte, stand zunächst nicht fest. Auch der Tathergang in der S-Bahn blieb zunächst unklar. Der Tatverdächtige habe sich dort eine Schlägerei mit einem Mann geliefert, der dabei Verletzungen erlitten habe, sagte Andrä. Dieser Mann sei auch ermittelt und werde vernommen. Es gebe mehr als 200 Zeugen, die ebenfalls vernommen würden.

Rätsel gibt den Ermittlern der Tatverdächtige auf. Der in Bayern geborene Deutsche ist in Deutschland nicht gemeldet. Ob er einen Wohnsitz im Ausland hat, ist laut Andrä derzeit unbekannt. Der Mann war nach Angaben der Staatsanwaltschaft 2014 mit einer geringen Menge Cannabis erwischt worden, das Verfahren sei aber eingestellt worden. In dem damaligen Verfahren habe er seinen Beruf als Elektriker angegeben. Ob dies zutreffend sei, sei aber ebenso unklar wie seine jetzige Jobsituation.

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München I sagte, stufen die Ermittler den Angriff als versuchten Mord ein. Es liege das Mordmerkmal einer Verdeckungsabsicht vor, da er die Auseinandersetzung in der S-Bahn verdecken wollte. Auch eine Körperverletzung liege vor. Gegen den Beschuldigten werde ein entsprechender Haftbefehl beantragt.

Der S-Bahnhof wurde gesperrt und für mehrere Stunden nicht mehr angefahren. Neben Münchner Polizisten kam auch die Bundespolizei zum Einsatz.

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