Rummenigge mit Verbalangriff gegen Özil und Berater - Keine Kritik am Rassismus

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 01.08.2018 00:00
Aktualisiert 01.08.2018 12:27
AFP

Karl-Heinz Rummenigge übt weiter scharfe Kritik an Mesut Özil und dessen Beratern. Mit Rassismus habe die ganze Diskussion dem Ursprung nach angeblich nichts zu tun, sagte der Vorstandschef des FC Bayern München in einem Interview der «Sport Bild».

«Bitte: Er ist doch nicht kritisiert worden, weil er türkischer Abstammung ist. Das ist eine Fabel, die von seinen Beratern erzählt wird. Das geht mir ohnehin zunehmend auf die Nerven: Die Berater geben heute immer mehr die Statements und die Interviews. Das ist teilweise wie Märchenstunde», sagte Rummenigge. Özil habe mit dem Statement und der Aktion «ein Eigentor» geschossen.

Nach der heftigen Kritik von Vereinspräsident Uli Hoeneß an Özil sieht auch Rummenigge die sportlichen Qualitäten des Arsenal-Stars nicht als Bayern-like an. «Auf dem Ohr waren Uli und ich immer taub. Das war nie ein Spieler, mit dem wir uns auch nur zu einem Prozent beschäftigt haben. Nie!», sagte Rummenigge. «Wenn wir in London gespielt haben, hat Uli immer gesagt: Hoffentlich spielt der heute.» Der Mittelfeldspieler galt für Hoeneß als Schwachpunkt des FC Arsenal, die Münchner hatten sich wiederholt gegen den Club aus London durchgesetzt.

Özil war vor der WM wegen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in die Kritik geraten und erhielt rassistische Anfeindungen aus der breiten deutschen Gesellschaft, nur wenige zogen klar Stellung für Özil. In einer Erklärung nach der Endrunde hatte der Profi des FC Arsenal den Rassismus des Deutschen Fußball-Bundes und von Präsident Reinhard Grindel angemahnt.

Rummenigge erneuerte die Kritik an DFB-Präsident Reinhard Grindel und warf dem Verbandsboss Populismus vor. «Ich habe grundsätzlich ein gutes Verhältnis zu Herrn Grindel. Aber er neigt zum Populismus, um öffentlich Beifall zu bekommen. Das hängt womöglich damit zusammen, dass er nicht aus dem Fußball, sondern der Politik kommt», sagte der Vorstandschef des FC Bayern München.

«Das zweite ist: Sein Twittern irritiert die gesamte Fußballbranche», führte Rummenigge aus. «Er sollte eben nicht sofort seine Dinge online kundtun. Das war auch beim Özil-Foto mit Präsident Erdoğan der Fall: Das Bild war zehn Minuten auf dem Markt, da wurde von Grindel auch schon gezwitschert.»

Ausweichend antwortete Rummenigge auf die Frage, ob Grindel weiter DFB-Präsident bleiben könne. «Jetzt ist es in den nächsten Wochen zunächst einmal wichtig, die Kräfte zu bündeln, damit Deutschland die EM 2024 bekommt. Das würde dem deutschen Fußball sehr helfen. So könnte sich der deutsche Fußball wie 2006 wieder in der Fußballwelt präsentieren», sagte Rummenigge.

Generell fehlt es Rummenigge in der Verbandsführung an Professionalität. «Man muss analytisch in die Struktur des DFB gehen. Der DFB besteht aus 21 Landesverbänden. Das waren und sind Amateure. Was wir allerdings früher hatten: Profis an der Spitze des DFB», sagte der 62-Jährige. «Wenn ich an Gerhard Mayer-Vorfelder erinnern darf, oder an Wolfgang Niersbach. Wir brauchen im Präsidium Leute mit professionellem Fußball-Verstand.»

Die Amateurligen seien die Wurzeln des Fußballs, sagte Rummenigge. «Aber es gibt auch einen anderen Fakt: Die Nationalelf ist die wichtigste Mannschaft unseres Landes. Sie muss bestens geführt werden – nicht nur vom Trainer und vom Sportdirektor, sondern auch von ganz oben.»

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen