Basel-Uni-Klinik: Patienten jahrelang als Versuchskaninchen genutzt

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 05.04.2017 00:00
Aktualisiert 05.04.2017 15:35
Archivbild (DPA)

Mehr als 1.000 Patienten wurden am Pharmastandort in der Schweizer Stadt Basel laut einem Bericht als Versuchskaninchen ausgenutzt. Einige der Stoffe wurden nie zugelassen.

An der Psychiatrischen Klinik sollen zwischen 1953 und 1980 regelmäßig nicht-zugelassene Medikamente ohne Wissen der Patienten getestet worden sein, heißt es in einer veröffentlichten Studie der Universität Bern.

Es sei davon auszugehen, dass die damalige Psychiatrische Universitätsklinik Basel (PUK) damals nicht zugelassene Wirkstoffe an Patienten abgegeben habe, so die Studie. Getestet wurden mindestens 60 Substanzen, von denen 33 nachweislich keinen Handelsnamen gehabt hätten. Einige Stoffe seien nie zugelassen worden, auch wegen Nebenwirkungen.

Zu möglichen Folgeschäden der Patienten wurde zunächst nicht geforscht. Die Klinik verweist darauf, dass die rechtliche Lage zu Medikamententests damals viele Graubereiche gehabt habe. Basel ist das Pharmaziezentrum der Schweiz. Die Firmen Novartis und Roche haben dort ihren Sitz.

Hinweise darauf, dass besonders verletzliche Patientengruppen systematisch oder überdurchschnittlich häufig von Medikamententests betroffen gewesen wären, gab es der Studie zufolge aber nicht. Es habe keine Hinweise für Tests an Kindern gegeben. Allerdings waren Frauen laut der Studie „generell stärker betroffen" als Männer.

Wegen einer fehlenden Dokumentation ist laut Studie nicht nachvollziehbar, wie viele der Betroffenen wussten, welche Medikamente sie tatsächlich erhielten. Allerdings „dürfte es zu einer engen Kooperation mit der pharmazeutischen Industrie gekommen sein", so die Autoren. Wegen eines schlechten Quellenzugangs konnte die Zusammenarbeit nicht im Detail beleuchtet werden.

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