Manchester-Attentäter reiste von Düsseldorf nach England

DPA
BERLIN
Veröffentlicht 25.05.2017 00:00
Aktualisiert 25.05.2017 14:20
AP

Der Manchester-Attentäter Salman Abedi ist nach einem Bericht von «Focus Online» vier Tage vor dem Anschlag von Düsseldorf aus in die britische Stadt geflogen. Das hätten Berliner Sicherheitskreise bestätigt.

Zudem sei der Mann bereits 2015 von Frankfurt am Main aus nach Großbritannien gereist. Offenbar sei er damals zuvor bei einer paramilitärischen Ausbildung in Syrien gewesen, habe Scotland Yard dem Bundeskriminalamt (BKA) mitgeteilt.

Dem Bericht zufolge war Abedi namentlich nicht in internationalen Fahndungssystemen erfasst. Er habe auch auf keiner Beobachtungsliste gestanden, mit denen Reisebewegungen verdächtiger Terroristen erfasst werden.

«Die Szene ist international eng verflochten», sagte ein BKA-Experte dem «Focus». «Wir müssen klären, ob Abedi in Syrien Leute kennengelernt hat, die er jetzt in NRW oder Hessen getroffen hat.»

Nach dem Anschlag von Manchester mit 22 Todesopfern sucht die Polizei derweil weiter nach möglichen Komplizen des Attentäters. In der Nacht gab es weitere Festnahmen.

Mittlerweile wurden im Zusammenhang mit der Tat neun Menschen ergriffen, darunter in Libyen ein Bruder des Attentäters und sein Vater. Eine Frau wurde allerdings am frühen Morgen ohne Anklage wieder freigelassen. Die anderen sollen befragt werden.

Die Ermittler machen den 22-jährigen Salman Abedi für den Anschlag auf das Popkonzert der US-Sängerin Ariana Grande am Montag verantwortlich. Sie gehen aber davon aus, dass er Komplizen hatte. Abedi war bei der Attacke ums Leben gekommen und hatte mit einem selbst gebauten Sprengsatz 22 Menschen in den Tod gerissen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Mindestens 59 Menschen wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht, viele davon lebensgefährlich.

Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, hatte erklärt, er gehe davon aus, «dass es sich um ein Netzwerk handelt, dem wir nachgehen». Zuvor hatten bereits die britische Premierministerin Theresa May und Innenministerin Amber Rudd angedeutet, eine größere Gruppe von Personen könne hinter der Tat in Manchester stehen. Großbritannien rief erstmals seit 2007 die höchste Terrorwarnstufe aus. Dadurch erhält die Polizei nun Hilfe vom Militär. Laut Regierung werden derzeit knapp 1000 militärische Kräfte zur Unterstützung der Polizei eingesetzt.

Der festgenommene Bruder Abedis räumte ein, der Attentäter sei Mitglied der Daesh-Terrororganisation gewesen. Die Daesh hatte nach dem Anschlag behauptet, der Täter sei ein «Soldat» gewesen. Der 22-Jährige war dem britischen Geheimdienst bekannt, wie Innenministerin Rudd sagte. Medienberichten zufolge wurde Abedi 1994 in Manchester geboren und studierte in der nordenglischen Stadt.

Derweil warf die britische Regierung US-Geheimdiensten die unerlaubte Weitergabe von internen Fotos vom Anschlag an eine Zeitung vor. Aus britischen Regierungskreisen verlautete, dass man aufgebracht sei. «Das ist komplett inakzeptabel», hieß es weiter. Es werde davon ausgegangen, dass US-Geheimdienstquellen forensische Aufnahmen vom Tatort in der Manchester Arena der «New York Times» zugespielt hätten. Die Fotos zeigen offensichtlich einen Zünder, Metallmuttern und Schrauben sowie einen blauen Rucksack, in dem die Bombe gewesen sein könnte.

Bereits am Dienstag war der Name des Selbstmordattentäters gegen den Wunsch der Polizei in Manchester US-Medien zugespielt worden. Es wird erwartet, dass Premierministerin Teresa May das Thema an diesem Donnerstag am Rande des Nato-Gipfels in Brüssel mit US-Präsident Donald Trump anschneiden wird.

Innenministerin Rudd sagte dem Sender BBC Radio 4 noch vor Veröffentlichung der Fotos, die US-Lecks seien irritierend. «Offen gestanden hatte sich die britische Polizei sehr deutlich ausgedrückt, dass sie den Informationsfluss kontrollieren will, um die operative Integrität zu schützen, den Überraschungsmoment», sagte sie. Demzufolge sei es irritierend, wenn etwas von anderen Quellen veröffentlicht werde. Sie sei gegenüber «unseren Freunden» sehr deutlich gewesen, dass so etwas nicht noch einmal passieren sollte.

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