Belgiens Lebensmittelbehörde wusste wochenlang von Fipronil-Eiern

DPA
BRÜSSEL
Veröffentlicht 07.08.2017 00:00
Aktualisiert 07.08.2017 17:29
EPA

Belgiens Agrarminister Denis Ducarme hat mit Unverständnis auf das Vorgehen der nationalen Lebensmittelbehörde FASNK im Fipronil-Skandal reagiert. Laufende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien «kein Argument», um Informationen geheim zu halten, sagte Ducarme dem Sender RTBF.

Die Behörde FASNK hatte am Wochenende eingeräumt, über einen ersten Verdachtsfall informiert worden zu sein. Erst am 20. Juli wurden jedoch andere EU-Staaten in Kenntnis gesetzt. Ducarme erwartet nun schnellstmöglich einen Bericht zu den Entscheidungen der FASNK. «Der Verbraucherschutz hat Vorrang», sagte Ducarme. «Aus dem Bericht, den ich von der FASNK angefordert habe, werden wir erfahren, was die Staatsanwaltschaft verlangt hatte.» Wenn er den Bericht erhalten habe, wolle er auch das Parlament informieren.

Er bekräftigte, dass der Grenzwert für den Giftstoff Fipronil bei den bisherigen Eiertests in Belgien nicht erreicht wurde. Es stünden noch weitere Untersuchungen aus. Belgien müsse auf Labors in den Niederlanden zurückgreifen, weil es im Land an der nötigen Expertise fehle, erklärte Ducarme. Das wolle er für die Zukunft ändern. Ducarme wollte am Montag mit Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) telefonieren.

Als Grund für die wochenlange Geheimhaltung hatte die belgische Behörde an, man habe die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht stören und erst Angaben zur Dimension des Falles sammeln wollen. In Belgien begann die Debatte über die Entscheidung schon am Sonntag. Der frühere Sonderbeauftragte für die Dioxin-Krise, Freddy Willockx, machte der Behörde schwere Vorwürfe. «Es passieren die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit», sagte er. «Das beschädigt das Vertrauen unserer europäischen Partner und der Bevölkerung.»

Zum Wochenstart sind neue Ergebnisse zur Prüfung von Eiern und daraus hergestellten Produkten auf Fipronil zu erwarten. Prüflabore bundesweit arbeiten auf Hochtouren an solchen Tests.

Erste Rückrufe für Produkte mit verarbeiteten Eiern gab es bereits - betroffen waren Salate eines Lübecker Unternehmens. Auch bei anderen Lebensmitteln wie etwa Mayonnaise oder Eierlikör dürften Experten zufolge Rückstände zu finden sein.

Interessante Ergebnisse könnte es auch aus Niedersachsen geben: Dort wird weiter nach den Hintermännern einer Briefkastenfirma gesucht, an die geliefert wurde. Nach derzeitigem Ermittlungsstand mengte ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel das Insektizid verbotenerweise bei und verkaufte die Mischung an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland.

Die Verwendung von Fipronil ist in der EU verboten. Zwar sind die von Fipronil-Eiern und -Produkten ausgehenden aus Expertensicht bei den bisher gemessenen Konzentrationen überschaubar. In hohen Dosen kann Fipronil für Menschen aber gefährlich sein - in Experimenten mit Ratten schädigte die Substanz nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) das Nervensystem und die Leber.

Laut Umweltbundesamt ist Fipronil als Gefahrstoff eingestuft: «Der Wirkstoff ist giftig beim Einatmen, bei Hautkontakt und Verschlucken und führt zur Schädigung von Organen.» Auf Wasserorganismen wirke Fipronil sehr giftig. Das Mittel wird etwa bei Hunden gegen Hautparasiten wie Läuse, Milben und Flöhe eingesetzt.

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