WHO schlägt Alarm: Masernfälle weltweit 2019 vervierfacht

AFP
GENF
Veröffentlicht 16.04.2019 13:09
Aktualisiert 16.04.2019 17:12
DPA

Die Zahl der Masern-Fälle ist weltweit drastisch gestiegen. Sie vervierfachte sich im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO am Montag in Genf mitteilte. Bis Montag seien ihr mehr als 112.000 Infektionen in 170 Ländern gemeldet worden, berichtete die WHO. Ein Jahr zuvor seien es gut 28.000 Fälle in 163 Ländern gewesen.

Es handele sich um vorläufige und unvollständige Daten, aber es sei "eine eindeutige Entwicklung erkennbar", erklärte die WHO. Nach ihren Angaben wird nur jeder zehnte Fall überhaupt gemeldet. Das könne bedeuten, dass die erfassten Zahlen für das erste Quartal 2019 die Schwere der Masern-Ausbrüche gar nicht abbildeten.

Bis zum Jahr 2016 war die Zahl der Masern-Erkrankungen rückläufig, doch inzwischen ist die hochansteckende und mitunter lebensgefährliche Krankheit wieder auf dem Vormarsch. 2017 starben den WHO-Angaben zufolge 110.000 Menschen an Masern.

In den reichen Ländern geht die Ausbreitung der Masern vornehmlich auf eine zunehmende Impfskepsis zurück. In armen Weltgegenden haben viele Menschen hingegen keinen Zugang zur Masern-Impfung, wie die WHO beklagt.

In Afrika stieg die Zahl der gemeldeten Masern-Fälle laut WHO um 700 Prozent, gefolgt von Europa mit einem Anstieg von rund 300 Prozent und dem östlichen Mittelmeerraum mit 100 Prozent. Auf dem amerikanischen Kontinent stiegen die Masern-Erkrankungen um 60 Prozent und im südostasiatischen und westpazifischen Raum um 40 Prozent.

In einigen Ländern verzeichnete die WHO eine regelrechte Masern-Explosion, darunter in Georgien, Thailand, der Ukraine und auf den Philippinen. In den vergangenen Monaten sei die Zahl der Erkrankungen zudem auch in vielen Ländern massiv gestiegen, in denen allgemein ein guter Impfschutz herrscht. Dazu zählte die WHO vor allem die USA, Israel, Thailand und Tunesien. Dort hätten sich die Masern unter den Gruppen ausgebreitet, die nicht geimpft seien.

Die Krankheit äußert sich mit hohem Fieber und später dann mit rotem Hautausschlag. Zudem können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung auftreten, insbesondere bei ohnehin abwehrgeschwächten Menschen wie Säuglingen oder Senioren.

Masern lassen sich nicht heilen, aber mit Hilfe einer einfachen Impfung verhindern. Für den Vollschutz genügen zwei Impfdosen. Gesundheitsbehörden rufen deshalb eindringlich zur Impfung auf. Dabei geht es nicht nur um den persönlichen Schutz, sondern auch um eine Immunisierung der Gesamtbevölkerung.

Eine Impfrate von 95 Prozent schützt auch Menschen weitgehend vor Ansteckung, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können wie Säuglinge, Leukämie-Patienten oder Transplantationsempfänger. Allerdings liegt die Impf-Abdeckung bei der ersten Dosis weltweit seit Jahren bei 85 Prozent, und nur 67 Prozent erhalten die zweite Dosis. In mehreren Ländern mehren sich deshalb die Rufe nach einer Impfpflicht, darunter auch in Deutschland.

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