Moderate Diplomatie ist bei der Golfstaaten-Krise gefragt

Veröffentlicht 07.06.2017 00:00
Aktualisiert 07.06.2017 18:11

In dieser Phase der Golfkrise muss die Türkei eine moderate Politik verfolgen, um das Gleichgewicht zwischen den Parteien zu gewährleisten

Die jüngste Entscheidung der Golfstaaten, die Beziehungen zu Katar abzubrechen, markiert eine der schwersten Krisen der letzten Jahre. Diese Krise betrifft nicht nur die Region, sondern auch alle Großmächte, denn es gibt Entwicklungen, die vor allem durch ein Gleichgewicht der Macht geprägt sind. Für die Türkei ist die Krise noch bedeutender, da ihre Beziehungen zu den beiden Parteien entscheidend sind. So muss die Türkei für Ausgleich zwischen den Parteien sorgen. Was aber bedeutet die Katar-Krise überhaupt? Wodurch ist sie entstanden? Was sagen die jeweiligen Seiten und wo steht die Türkei?

Katar wurde von Ägypten, Libyen, Bahrain, Jemen und den Vereinigten Arabischen Emiraten, unter der Leitung von Saudi-Arabien, isoliert. Diese Länder haben ihre Botschafter aus Katar zurückgezogen und die katarischen Diplomaten gebeten, entsprechende Staaten innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Auch die normalen Bürger Katars sollen binnen 14 Tagen die Länder verlassen. Katar wurde auch von jener internationalen Koalition ausgeschlossen, die gegen die Huthi-Rebellen im Jemen kämpft. Diese extrem harten Sanktionen sind eigentlich ein Spiegelbild der Machtbilanz auf der Welt.

Katar ist bekannt für seine moderate Politik gegenüber dem Iran, wobei die derzeitige US-Führung ihre Haltung gegenüber dem Iran deutlich machte, indem sie ein umfangreiches Waffengeschäft mit Saudi-Arabien unterzeichneten und das Land auf diese Weise in eine zentrale Machtposition stellten. Die Golfstaaten sehen in Katar einen Staat, der sich mit seiner Nähe zum Iran gegen die US-amerikanische Politik stellt, was das Land folglich zu einem Ziel von anderen Golfstaaten macht, die sich politisch anders positionieren. Es mag übertrieben erscheinen, aber wenn es so weiter geht, wird Katar natürlich noch näher an den Iran heranrücken. Und wenn Katar im Einvernehmen mit dem Iran handelt, als ein Land mit 15 Milliarden Kubikmetern Ölreserven und eine der größten Erdgasreserven, hat es das Potential die Balancen in der Golfregion zu beeinflussen. Aus diesem Grund ist es notwendig für die Golfstaaten, die Konsequenzen ihrer Entscheidung zur Isolierung Katars richtig zu bewerten.

Natürlich gibt es für eine so großflächige Politik der Isolation auch andere Gründe. Die TV-Sendungen in Katar über den arabischen Frühling auf Al Jazeera und die Unterstützung für die Muslimbruderschaft sind einige davon. Das was die Golfstaaten am meisten beunruhigt, ist der Gedanke daran, dass solche Rebellionen auch in den eigenen Ländern passieren könnten. Die Haltung Ägyptens ist in der Hinsicht bekannt. Der Grund, wieso Katar als ein Land bezeichnet wird, das terroristische Organisationen unterstützt, liegt vor allem an der Unterstützung der Muslimbruderschaft.

Katar ist ein Land mit bedeutenden Beziehung zum Westen. Dort gibt es sogar einen Luftwaffenstützpunkt, der von US-amerikanischen und britischen Flugzeugen benutzt wird. Diese Luftbasis ist eine der Operationszentren des „US-Central Command". Deshalb kann die Isolierung Katars, mit einer gleichzeitigen größeren Annäherung des Landes zum Iran, das Gleichgewicht der Region durcheinander bringen. Katar übermittelt bereits die Nachrichten, dass man gewillt ist die Beziehungen wiederherzustellen.

Angesichts dieses Gesamtbildes muss die Türkei eine mäßige und schlichtende Diplomatie gegenüber den beiden Parteien anwenden. Die Aussagen des Vorsitzes und des Außenministeriums zeigen bereits, dass eine solche Linie verfolgt wird. Die Türkei ist ein Land, das gute Beziehungen zu Katar pflegt. Man ist auch bereit eine militärische Basis im Land zu gründen, um der Rolle als regionale Großmacht gerecht zu werden. Aus diesem Grund will auch Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Krise schnellstmöglich beenden. Er sprach mit vielen Staats- und Regierungschefs und intervenierte für eine Lösung. Auch Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu führt weiterhin Gespräche mit seinen Amtskollegen.

Der Nahe Osten kämpft bereits gegen eine unlösbare Krise an und kann nicht weitere verkraften. Diese angespannte politische Lage, die die Balancen in der Welt erschüttert und die Polarisierung verschärft, muss bald ein Ende finden. Die Türkei ist das wichtigste Land bei der Lösung dieser Krise.

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