Zeit die Wunden von 1453 zu heilen: Bis heute verkraftet der Westen die Eroberung Istanbuls nicht

Veröffentlicht 17.01.2017 00:00
Aktualisiert 17.01.2017 14:24

Erst kürzlich bin ich Paris gewesen. Bin durch die Länder und kleinen Gassen geschlendert, habe Halt in dem einen oder anderen Buchladen gemacht. Mal wieder war ich überrascht wie sehr das Thema Türkei die Inhalte sämtlicher Veröffentlichungen beherrscht.

Eine monatliche Sonderausgabe des Figaro ist mir besonders ins Auge gestochen/aufgefallen. Denn sie beschreibt wie keine andere Publikation zuvor, dass die westliche Abneigung gegenüber der Türkei in der Geschichte liegt: Nicht in der Gegenwart. 'Le reve imperial des Ottomans: de la prise de Constantinople auf coup der force d'Erdogan' (Der imperialistische Traum der Osmanen: Von der Eroberung Konstantinopels bis zum Putsch von Erdoğan) titelte das Magazin. Ein Bezug auf die Eroberung Istanbuls in 1453 – dem Beginn des ‚Ärgers und Frusts' des Westens auf die Türkei. In dem Dossier über Istanbul heißt es: „In Erdoğans Zeit scheint die Türkei immer öfter selbst vom Imperialismus zu träumen."

Der Sprecher des Präsidenten İbrahim Kalın erinnerte noch vor kurzem daran, dass der Westen bis heute nicht verkraften könnte, dass die Türken damals Istanbul eingenommen haben.

Das Hauptproblem mit Veröffentlichungen, wie dem eben genannten, sind die seit Jahren anhaltenden Vorurteile gegen das türkische Volk. Um die Meinung des Westens über die Türkei und ihr Volk einmal zu verdeutlichen, möchte ich an dieser Stelle gerne an eine simple Frage erinnern, die sich Türken noch bis vor ein paar Jahren zu Hauf anhören mussten: „Reiten Türken noch immer auf Kamelen durchs Land?"

Was für eine Frage! Allein der Gedanke daran, dass das Wissen über die Türken nicht einmal so weit reicht. Haben Sie jemals vom Orientalismus gehört? Nun ja, das was der Westen daraus gemacht hat, ist nur eine arme Kopie vom Orientalismus, nicht mehr und nicht weniger. Schritt für Schritt offenbaren sie ihre Ignoranz ein kleines Stückchen weiter. Mit jeder weiteren Veröffentlichung treiben sie ihre Propaganda gegen die Türkei noch ein kleines Stückchen weiter voran.

Währenddessen, sind sich die Türken durchaus über den Orientalismus-Krieg bewusst. Doch zurzeit steht vieles auf der politischen Agenda, darunter der Kampf gegen die Terrororganisationen Daesh, PKK oder deren Ableger in Syrien. Denn auch da frage ich mich: Was unternimmt der Westen gegen die wachsende Terrorgefahr, außer die tödlichen Attacken zu verurteilen? Ich kann Ihnen sagen, was sie gegen Terror unternehmen: Sie liefern Waffen und Hilfslieferungen. Gleichzeitig liefern sie politische Grundlagen, um ihr Verhalten in der internationalen Gemeinschaft zu rechtfertigen.

Anders gesagt: Den westlichen Ländern geht es nicht gut. Der Westen ist mittlerweile der wahre ‚kranke Mann' – wie der Westen das Osmanische Reich in den letzten Jahren der Herrschaft nannte. Sie sind sich bewusst, dass die künstlichen Beziehungen zwischen den westlichen Ländern langsam verblassen. Wir sehen deutlich wie die Dominosteine in der EU fallen. Hinzu kommt das steigende Alter der Bevölkerung.

Es gibt vieles zu analysieren, aber an dieser Stelle würde ich gerne auf ein Zitat von Albert Einstein eingehen und aufhören die westliche Sichtweise auf die Türkei zu verurteilen „Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil."

Wie kann es sein, dass Präsident Recep Tayyip Erdoğan nachgesagt wird, er verfolge imperialistische Träume, wenn er schon Opfer mehrerer Attentate war? Immer stand er hinter seinem Volk und hat die wohl schwierigste Zeit als Politiker in der Türkei überstanden.

Ironischerweise wurde der Artikel des Figaros in einem Land veröffentlicht, dass sich mit einer Kolonialvergangenheit in Algerien und anderen afrikanischen Staaten auseinandersetzen muss.

Von Diktator über Autokrat bis hin zu Sultan, Erdoğan wurden immer wieder negative Titel verliehen, um die internationale Öffentlichkeit zu täuschen.

Aber die Betitelung des „imperialistischen Traums" ist eine neue und sehr verstörende ‚Erfindung' der westlichen Medien. Insbesondere auch daher, weil der türkische Präsident wiederholt klargestellt hat, dass sich das Land in einem zweiten Unabhängigkeitskrieg befinde, da die Grenzen der Türkei zum Thema/Schauplatz multinationaler Operationen geworden sind.

Es ist lange kein Geheimnis mehr, dass viele der internationalen Akteure von einem Kurdenstaat träumen, welcher sich an den Grenzen von Syrien, Iran, Irak und der Türkei entlangzieht. Die türkische Reflexhandlung Einigkeit des Volkes und territoriale Einheit zu bewahren, ist so natürlich und legitim, dass jeder Versuch diesen Schritt als imperialistischen Traum zu betiteln, nur noch zum Erfolg derer beiträgt, die die Türkei gespalten sehen wollen. Die Linie so klar wie gefährlich.

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