Bethlehem: Den siebten Engel wieder ans Licht geholt

Seit Jahrhunderten war der Engel überdeckt - jetzt ist er bei der Restauration der frühchristlichen Geburtskirche in Bethlehem wieder ans Tageslicht gekommen. Seit 2013 setzt eine italienische Spezialfirma die imposante Basilika wieder instand, die über der als Stall genutzten Grotte errichtet wurde, in der nach biblischer Überlieferung Jesus Christus geboren wurde. Das Mosaik des vermissten siebten Engels wurde dabei eher zufällig entdeckt.

Das marode Dach und die Fenster wurden in den vergangenen drei Jahren bereits repariert. Und die meisten der bunten Mosaike, die entlang der Fensterreihen den Kirchenbau verzieren, leuchten inzwischen wieder in ihren ursprünglichen Farben. Aber die Entdeckung des siebten der Geburtsgrotte zugewandten Engels, von dem in alten Beschreibungen die Rede war, löste jetzt in den christlichen Gemeinden besondere Freude aus.

Die Restauratoren hatten das verputzte Mauerwerk mit Wärmebildkameras sondiert, erläutert Giammarco Piacenti, Chef der mit den Arbeiten betrauten Firma. Damit lasse sich zwar nicht erkennen, was unter dem Putz liegt. Aber dieses Verfahren gebe Hinweise auf andere Materialien. An "verdächtigen" Stellen wurde sodann vorsichtig geschabt, um nachzuschauen, ob sich darunter Mosaiksteine befanden.

Dabei kam der rund zweieinhalb Meter hohe Engel zutage. Mit erhobenen Händen schaut er in Richtung des Eingangs zur Grotte, die jährlich von zwei Millionen Christen besucht wird. Seit dem zweiten Jahrhundert wird der Ort mit darüber errichteten Sakralbauten als Geburtsstätte Jesu verehrt und gesichert. Die heutige Basilika wurde im 5. und 6. Jahrhundert errichtet und erweitert. Sie ist die älteste erhaltene Kirche im Heiligen Land.

Gründlich restauriert wurde sie zuletzt im Jahr 1478. Danach verhinderten Konflikte zwischen Katholiken, Griechisch-Orthodoxen und Armenisch-Orthodoxen ein konzertiertes Vorgehen - diese drei christlichen Konfessionen verwalten den Bau. Unter dem Einfluss von Ruß und aufgrund der Feuchtigkeit, die durch das lecke Dach eindrang, verblassten viele Dekorationen; teilweise wurden sie einfach überputzt.

Erst in den vergangenen Jahren gelang es der Palästinensischen Autonomiebehörde, die Zustimmung der Konfessionen für eine Rundumsanierung der Geburtskirche zu sichern. Die ersten zehn Millionen Euro, die dafür zusammengetragen wurden, sind nun mit den Arbeiten zur Sicherung der Bausubstanz verbraucht. Weitere 7,5 Millionen Euro werden benötigt, um die Restauration im Innern zu vollenden, sagt Piacenti.

Angewiesen auf Zuwendungen von Regierungen und Privatleuten, haben sich die Projektverantwortlichen eine besondere Spendenkampagne einfallen lassen. Um die 50 tragenden Säulen aus dem 6. Jahrhundert instand zu setzen, sollen Paten für jede einzelne Säule gefunden werden.

Dabei geht es auch darum, die auf ihnen kaum noch sichtbaren Gemälde zu restaurieren. Sie zeigen vor allem Motive aus der Kreuzfahrerzeit. Ida Molinaro, eine Restauratorin, die den Dekorationen neue Farbe verleiht, beziffert die Kosten auf 50.000 Euro pro Säule.

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