Ban fordert "massive Antwort" der Welt auf Hurrikan-Katastrophe in Haiti

AFP

Angesichts der humanitären Katastrophe nach den Verwüstungen durch Hurrikan "Matthew" in Haiti hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine "massive Antwort" der internationalen Staatengemeinschaft gefordert. Gut 1,4 Millionen Einwohner des Karibikstaats benötigten dringend Soforthilfe, sagte Ban am Montag (Ortszeit) in New York. Ernten und Nahrungsmittelvorräte seien vernichtet und mehr als 300 Schulen beschädigt. Außerdem wurde eine erneute Cholera-Epidemie befürchtet.

"Einige Städte und Dörfer sind fast von der Landkarte getilgt worden", sagte Ban. Je mehr betroffene Gebiete erreicht würden, umso deutlicher zeige sich, wie hilfsbedürftig Haiti sei.

Das gesamte Ausmaß der Zerstörung wird nach und nach sichtbar, da viele abgelegene Gebiete erst langsam wieder Kontakt zur Außenwelt haben. Mehr als 175.000 Menschen sind weiterhin in behelfsmäßigen Notunterkünften untergebracht. Viele haben kein Dach über den Kopf, nichts zu essen und lediglich verunreinigtes Wasser zum Trinken. Landwirtschaftliche Flächen sind verwüstet, der Viehbestand ist dezimiert.

Die vor Ort tätige Organisation Care erklärte am Dienstag, umgerissene Bäume und Schutt blockierten die wenigen Zufahrtsstraßen in den Süden des Landes. Deshalb kämen größere Lastwagen mit Hilfsgütern nur schwer durch. Doch "Widerstandskraft und der Überlebenswillen der Menschen" in Haiti seien "bewundernswert", und diese gelte es zu stärken, erklärte Care-Länderdirektor Jean-Michel Vigreux nach einem Besuch der Katastrophengebiete.

Oftmals errichteten ausgehungerte Menschen auf den Straßen in den Süden Barrikaden. Diese lösen sie erst auf, wenn sie einen Teil der Fracht ausgehändigt bekommen.

Sauberes Wasser hat Care zufolge angesichts der Cholera-Gefahr "hohe Priorität". Das einzige Krankenhaus in der zerstörten Küstenstadt Port-Salut im Süden des Karibikstaats hatte am Sonntag einen ersten Cholera-Toten gemeldet. Auch in anderen Gebieten im Süden Haitis starben Menschen an der Durchfallerkrankung.

Aus Jérémie an der Südwestspitze Haitis schilderte Vigreux: "'Matthew' hat riesengroße Bäume ausgerissen und sie praktisch auf Häuser geschmissen. Viele Gebäude sind komplett zerstört. Und die Straßen sind voll von heruntergerissenen Stromleitungen."

Das Welternährungsprogramm (WFP) brachte mittlerweile 25 Tonnen Nahrungsmittel nach Jérémie und noch mehr in Haitis drittgrößte Stadt, das ebenfalls stark betroffene Les Cayes. US-Militärhubschrauber mit Hilfsgütern an Bord landeten in schnellem Rhythmus auf dem Rollfeld von Jérémie.

Das Südkommando (Southcom) der US-Armee teilte mit, ein Marinetransport- und ein Marinelandungsschiff, zwölf Helikopter und 375 Ameeangehörige seien bereits eingetroffen. Hinzu käme ein Marineschiff mit mehr als 500 US-Soldaten und Nahrungsmitteln an Bord. Zwei Flugzeuge sollten Haiti überfliegen, um den jeweiligen Bedarf an Hilfsgütern zu ermitteln.

"Matthew" hatte am Dienstag vergangener Woche vor allem die südliche Hälfte des bitterarmen Landes verwüstet. Die Zahl der offiziell registrierten Toten stieg mittlerweile auf 372. Sie dürfte sich noch deutlich erhöhen.

2010 war Haiti durch ein Erdbeben schwer zerstört worden. Der Karibikstaat hat sich davon immer noch nicht erholt. An der Choleraepidemie nach dem Erdbeben starben etwa 10.000 Menschen. Vor Hurrikan "Matthew" gab es wöchentlich immer noch durchschnittlich mehr als 500 neue Cholerafälle durch verunreinigte Nahrung und Wasser.

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