Wirtschaftliche Beziehungen bleiben trotz Botschafter-Mord stabil

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 22.12.2016 00:00
Aktualisiert 23.12.2016 15:55
IHA

Die Ermordung des russischen Botschafters in Ankara, Andrei Karlow führte zu einem großen Schock in der Türkei. Die Öffentlichkeit verurteilte den Anschlag scharf. Gerade näherten sich die türkische und die russische Regierung wieder aneinander an. Der Anschlag war eine Attacke auf beide Seiten: Ein gutes russisch-türkisches Verhältnis galt es aus Sicht des Attentäters und seinem Netzwerk zu verhindern. Stattdessen ging der Schuss nach hinten los. Prominente türkische Wirtschaftsorganisationen erklärten, dass sich die wirtschaftlichen Beziehungen auf keinen Fall von dem Vorfall einschüchtern ließen.

Der Zeitpunkt des Mordes wurde bewusst gewählt: Gerade als sich die Türkei und Russland nach einer andauernden Krise wieder aneinander annäherten, entschied sich der Angreifer auf den russischen Botschafter zu schießen. Ein klarer Angriff, nicht nur auf das Leben Karlows sondern auch auf zukünftige Kooperationen der beiden Länder.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland erlebten seit November 2015 eine Eiszeit. Damals schossen türkische Kampfjets, die von FETÖ-verbundenen Piloten geflogen wurden, einen russischen Su-24 Bomber in der Nähe der syrischen Grenze ab. Diese hatten sich ohne Genehmigung im türkischen Luftraum aufgehalten. Die Türkei legte daraufhin die Radardaten vor, die zeigen, wie das russische Flugzeug die Grenze überschreitet, während Moskau darauf besteht, dass dieses nicht die Grenze überschritten hätte.

Zu Anfang tauschten Präsident Recep Tayyip Erdoğan und sein russischen Amtskollege Wladimir Putin harte Kritik und Ultimaten aus. Der Kreml richtete schwere Anschuldigen an Ankara und legte der Türkei zahlreiche Sanktionen auf. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern besserten sich nach einem Treffen der beiden Präsidenten vom 9. August in St. Petersburg.

Die Krise belastete die türkisch-russischen Beziehungen schwer. Jedoch konnten sich die beiden Länder wieder aneinander annähern und mit gemeinsamen Kompromissen Lösungen für ihre Probleme finden.

Der Tourismussektor war am stärksten von der Jet-Krise betroffen war. Er entlastete sich erst, als vor ein paar Wochen Flugsanktionen aufgehoben wurden und so die ersten russischen Touristen wieder ins Land einreisten. Die Zahl der russischen Touristen fiel im Juli auf 47 Million Dollar. Im Zuge der Normalisierung der Beziehungen erreichte diese Zahl im Februar 104 Million Dollar, im September 208 Million und im Oktober 222 Million.

Laut der Zeitung „Sabah", sank der monatliche Export nach Russland, im Januar 2016 auf 94 Million Dollar, nachdem die Zahlen im November letzten Jahres bei 354 Million Dollar und im Dezember bei 301 Million Dollar lagen.

Mit der Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, stieg der monatliche Export im Juli auf 101 Million Dollar. Im September erreichte der Export 141 Million Dollar und im September 174 Million Dollar.

Die Vereinigung der türkischen Industrieller und Geschäftsleute (TÜSIAD) sagte: „Wir sind tief erschüttert über die Ermordung des Botschafters in Ankara. Wir möchten dem russischen Staat und der Bevölkerung, insbesondere der Familie des geschätzten Botschafters Karlow, unser Beileid aussprechen. Wir hoffen, dass die eigentlichen Täter hinter diesem unakzeptablen Angriff bald gefunden werden."

Nail Olpak, Präsident des Vereins Unabhängiger Unternehmer und Industrieller (MÜSIAD) äußerte sich: „Wir verurteilen diesen Angriff aufs Schärfste. Wir können daraus entnehmen, dass terroristische Organisationen und ihre Gruppierungen die Absicht haben, die Präsenz der Türkei in der Region weiter zu sabotieren, indem sie die Türkei auf unterschiedliche Arten angreifen. Was immer sie auch tun, sie werden es nicht schaffen."

Ömer Cihad Vardan, Präsident des Ausschusses der Außenwirtschaft (DEIK) sagte: „Die Türkei wird seit Jahren mit Terroranschlägen erschüttert aber setzt seinen Kampf gegen den Terrorismus unvermindert und sensibel fort. Wir denken, dass jetzt eine gemeinsame Haltung auf der ganzen Welt getroffen werden muss, um mit solchen Ereignissen umzugehen."

Rıfat Hisarcıklıoğlu, Präsident der Union der Kammern und Börsen der Türkei (TOBB): „Der Angriff auf den Botschafter ist eine unmenschliche Tat. Ich glaube daran, dass früher oder später die Täter dieses tückischen Angriffs gefasst werden. Ich möchte der Familie, den Angehörigen und dem russischen Volk mein Beileid aussprechen."

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