Nordkorea feuert erneut Rakete von U-Boot ab

AFP
SEOUL
Veröffentlicht 24.08.2016 00:00
Aktualisiert 24.08.2016 15:51
Symbolbild (DPA Foto)

Inmitten verstärkter Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hat Nordkorea am Mittwoch nach Angaben aus dem Süden eine ballistische Rakete getestet. Tokio beklagte eine Verletzung der japanischen Luftverteidigungszone, auch Südkorea und die USA protestierten. Nordkoreas Verbündeter China reagierte mit ungewöhnlich deutlicher Kritik an Pjöngjang. Die Bundesregierung verurteilte den Raketentest auf das Schärfste.

Von einem U-Boot vor der Ostküste schoss die nordkoreanische Armee eine Rakete ab, die mehr als 500 Kilometer zurücklegte und damit die Reichweite früherer Flugkörper weit übertraf, wie Südkoreas Generalstab am Mittwoch mitteilte. Tokio beklagte eine Verletzung der japanischen Luftverteidigungszone.

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem "unverzeihlichen und rücksichtslosen Akt" Nordkoreas. Der Raketentest stelle eine Bedrohung für die Sicherheit Japans dar. Den Angaben zufolge durchflog das Geschoss die japanische Luftverteidigungs-Identifizierungszone. In dieser Zone müssen sich Flugzeuge aus Gründen der militärischen Sicherheit identifizieren.

Nach Einschätzung des südkoreanischen Generalstabs belegt der neuerliche Raketentest eine deutliche technische Verbesserung im Vergleich zu früheren Raketenstarts von nordkoreanischen U-Booten aus. Bislang waren diese U-Boot-Raketen nicht weiter als 30 Kilometer geflogen.

Eine funktionsfähige Abschusstechnik aus U-Booten könnte Nordkoreas Atompotenzial auf eine ganz neue Ebene heben: Das Land könnte Atomraketen weit außerhalb der eigenen Grenzen positionieren und sich auch nach einem Angriff auf sein Territorium atomar wehren.

Der südkoreanische Generalstab wertete den Raketenstart als "ernsthafte Herausforderung" für die Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und als klaren Verstoß Nordkoreas gegen das Raketenverbot des UN-Sicherheitsrats. "Wir werden hart und entschlossen auf alle Provokationen aus dem Norden reagieren", hieß es in einer Erklärung. Auch die US-Regierung verurteilte den Raketenstart. Sie sagte Südkorea und Japan ihre "felsenfeste Unterstützung" zu.

China kritisierte seinen Verbündeten Nordkorea ebenfalls mit ungewöhnlich deutlichen Worten. "China lehnt Nordkoreas Nuklear- und Raketenprogramm ab und ist gegen jedes Verhalten, das Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hervorruft", sagte der chinesische Außenminister Wang Yi nach einem Treffen mit seinen südkoreanischen und japanischen Kollegen in Tokio. Peking lehne jeden Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats durch Pjöngjang ab.

Für die Bundesregierung sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, "den erneuten und durch nichts zu rechtfertigenden, völkerrechtswidrigen Raketentest" werde "die internationale Staatengemeinschaft nicht tolerieren". Der Sprecher fügte hinzu: "Deutschland fordert Nordkorea nachdrücklich auf, von weiteren Provokationen Abstand zu nehmen."

Der Raketenstart erfolgte wenige Stunden vor einem Treffen der drei Außenminister in der japanischen Hauptstadt. Die Regierungen in Tokio und Seoul werfen China regelmäßig vor, nicht mäßigend auf Nordkorea einzuwirken.

Derzeit sorgt in den Beziehungen zwischen Pjöngjang und Seoul ein gemeinsames Manöver der Streitkräfte Südkoreas und der USA für weiteren Zündstoff. Nordkorea betrachtet die jährliche Militärübung, an der 50.000 südkoreanische und 25.000 US-Soldaten teilnehmen, als Provokation.

Zu Beginn des Manövers am Montag drohte Pjöngjang mit einem "atomaren Erstschlag" für den Fall, dass die Souveränität des Landes verletzt werde. Jegliche Angreifer würden "in einen Haufen Asche verwandelt", hieß es. Südkorea und die USA versichern dagegen, dass das jährliche gemeinsame Manöver rein defensiven Charakter habe.

Im Januar hatte Pjöngjang nach eigenen Angaben eine Atombombe zu Testzwecken gezündet, der vierte Atomwaffentest der Demokratischen Volksrepublik Korea. Dem schlossen sich eine Reihe von Raketentests an. Der UN-Sicherheitsrat beschloss deshalb Anfang März die bislang schärfsten Sanktionen gegen das isolierte kommunistische Land. Er verbot Nordkorea jegliche Raketentests.

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