Nordkorea: Putin warnt vor globaler Katastrophe

DPA
SEOUL
Veröffentlicht 05.09.2017 00:00
Aktualisiert 05.09.2017 12:56
Reuters

Im eskalierenden Atomstreit mit Nordkorea hat der russische Präsident Wladimir Putin erneut eine Verhandlungslösung gefordert.

«Die derzeitige militärische Hysterie kann nichts Gutes bringen, aber sie könnte zu einer globalen Katastrophe und vielen Opfern führen», sagte Putin in der südchinesischen Hafenstadt Xiamen.

Nordkorea werde sein Atomprogramm nicht aufgeben, solange es sich nicht sicher fühle, sagte Putin der Agentur Tass zufolge. «Es gibt keinen anderen Weg als Verhandlungen, um das nordkoreanische Atomprobleme zu lösen.»

Der russische Präsident kritisierte die USA: Washington setze China und Russland erst auf die Sanktionsliste, erwarte dann aber Hilfe bei Strafmaßnahmen gegen Nordkorea. «Das ist ungeschickt, um das Mindeste zu sagen.» In Xiamen endet das BRICS-Gipfeltreffen der Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Die USA und Südkorea sind sich nach Angaben des Weißen Hauses einig, auf Nordkoreas jüngsten Atomtest mit größtmöglichem Druck und allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu reagieren.

Bei einem Telefongespräch einigten sich Südkoreas Präsident Moon Jae In und US-Präsident Donald Trump darauf, die Verteidigungsfähigkeit Südkoreas auszubauen und dafür die Obergrenze für die Nutzlast südkoreanischer Raketen abzuschaffen. Die Reichweite ist bisher einer beiderseitigen Vereinbarung zufolge auf 800 Kilometer und das Gewicht der Sprengköpfe auf 500 Kilogramm beschränkt. Trump bekräftigte wie zuvor in einem Telefonat mit Japans Regierungschef Shinzo Abe, die USA und ihre Verbündeten verteidigen zu wollen.

Trump und Moon waren sich nach Angaben des Weißen Hauses einig, auf Nordkoreas Atomtest mit größtmöglichem Druck und allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu reagieren. Als Reaktion auf den Atomtest Nordkoreas demonstriert Südkorea mit neuen Manövern militärische Stärke. Während die USA, Südkorea und Japan größtmöglichen Druck auf Pjöngjang fordern, ringt der Weltsicherheit in New York um schärfere Sanktionen.

Dabei rückt auch eine eventuelle Drosselung chinesischer Öllieferungen in den Fokus. Ungeachtet der zögerlichen Haltung Chinas und Russlands wollen die USA innerhalb einer Woche neue Strafmaßnahmen gegen die Regierung in Pjöngjang durchsetzen.

Bei den neuen Militärübungen in Südkorea hätten Kriegsschiffe Schießübungen im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) durchgeführt, teilte die Marine in Seoul mit. Zweck der Manöver sei gewesen, sofort auf potenzielle Provokationen Nordkoreas antworten zu können. An den Übungen hätten unter anderem eine 2500-Tonnen-Fregatte, Raketenschiffe und Schnellboote teilgenommen.

Bis Samstag sollen weitere Marineübungen vor der Südküste der koreanischen Halbinsel folgen. Bereits am Montag hatte Südkoreas Militär als Reaktion auf den bisher größten Atomtest Nordkoreas am Sonntag einen Angriff mit Raketen auf das nordkoreanische Atomtestgelände im Nordosten des Nachbarlandes simuliert.

Nordkorea hatte eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen (ICBM) des Landes bestückt werden sollen. Der sechste Atomversuch seit 2006 löste weltweit scharfe Kritik aus. Das Raketen- und Atomprogramm wird in der Region und weltweit als ernste Bedrohung angesehen.

Zuvor hatte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York gesagt, dass direkte oder mehrseitige Gespräche mit Nordkorea nicht funktioniert hätten. Während einer Dringlichkeitssitzung zu Nordkorea forderte sie, dass der Weltsicherheitsrat die härtesten Maßnahmen gegen das Land ergreift. Der Missbrauch von Raketen und die Atomdrohung von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un zeigten, dass er «um Krieg bettelt». Die USA wollen Haley zufolge dem Sicherheitsrat einen Katalog mit weiteren Strafmaßnahmen gegen Nordkorea vorlegen und am Montag darüber abstimmen lassen.

Die USA werfen dem kommunistischen Land vor, mit seinen fortgesetzten Atom- und Raketentests einen Krieg provozieren zu wollen. Machthaber Kim Jong Un «bettelt um Krieg», sagte Haley im UN-Sicherheitsrat. Kanzlerin Angela Merkel warb in einem Telefonat mit dem US-Präsidenten für eine friedliche Lösung. Laut Regierungssprecher Steffen Seibert sagte sie zu, sich in der EU für schärfere Sanktionen gegen Nordkorea einzusetzen. In dem Gespräch sagte Trump laut Weißem Haus, im Koreakonflikt lägen alle Optionen auf dem Tisch.

Chinas UN-Botschafter Liu Jieyi mahnte vor dem Sicherheitsrat eine friedliche Lösung des Konfliktes an: «Wir werden niemals Chaos und Krieg auf der koreanischen Halbinsel erlauben.» Alle an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten einer weiteren Eskalation entgegenwirken. Chinesische Experten diskutierten eine Drosselung der Öllieferungen nach Nordkorea, zeigten sich aber skeptisch, ob sich Kim Jong Un dadurch von neuen Provokationen abhalten lässt. Auch fürchtet Peking einen Kollaps des Nachbarlandes mit unkalkulierbaren Folgen.

Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte: «Wir müssen unbedingt einen kühlen Kopf bewahren und ein Vorgehen vermeiden, das zu weiteren Spannungen führen kann.» Haley sagte: «Krieg ist nie etwas, was die USA anstreben», aber die Geduld unseres Landes ist nicht grenzenlos.» Kim Jong Un wolle, dass Nordkorea als Atommacht anerkannt werde, aber Nuklearmächte würden stets verantwortungsvoll handeln. «Wenn ein Schurkenstaat eine Atombombe hat und mit einer Langstreckenrakete auf dich zielt, dann nimmt man nicht die Deckung herunter», sagte Haley. Der britische UN-Botschafter Matthew Rycroft erinnerte daran, dass der Sicherheitsrat bereits mehrfach Sanktionen gegen Pjöngjang verhängt habe, ohne ein Einlenken zu erreichen.

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