Studie: Zuwanderer in Hochschulen benachteiligt - fehlende Maßnahmen der Politik

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 31.05.2017 00:00
Aktualisiert 31.05.2017 13:49
DPA

Studierende aus Zuwandererfamilien und Ausländer scheitern an deutschen Hochschulen oft an sprachlichen, fachlichen und finanziellen Hürden. Die Abbrecherquote sei in dieser mehr als 700.000 Menschen umfassenden Gruppe mit bis zu 41 Prozent im Schnitt deutlich höher als bei Kommilitonen ohne Migrationshintergrund. Das zeigt eine Studie des SVR-Forschungsbereichs. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) empfiehlt den Hochschulen daher, die Belange solcher Studenten verstärkt in ihrem Angebot zu berücksichtigen.

Bisher ist von einer Rücksichtnahme Seitens der Hochschulen jedoch nicht zu erkennen. Während Erasmus-Studenten in vielerlei Hinsicht Unterstützung und Rücksicht bekommen sind entsprechende Stützen für Studenten mit Migrationshintergrund eher spärlich und gehen zumeist von studentischen oder außerstaatlichen Initiativen aus.

Die hohe Abbrecherquote, die auch durch Defizite in Sprache und Bildung zurückzuführen ist, wird vor allem auch durch die verfehlte Integrationsarbeit in der Vergangenheit verursacht.

Studenten mit Migrationshintergrund sind oft die Kinder von Gastarbeitern und kommen aus bildungsfernen Schichten. Aus finanzieller Hinsicht sind sie schwächer positioniert als Kinder von „biodeutschen" Akademikerfamilien. Finanzielle Engpässe führen daher öfter zum Abbruch oder zur Verzögerung des Studiums. Der Anspruch auf Bafög hilft da nur wenig, denn im Vergleich zu den teuren Mieten und der enormen Preiserhöhung nach der Einführung des Euro, ist das Bafög-Darlehen nicht wirklich ausreichend und auch zeitlich begrenzt.

In dem Zusammenhang wurde die Umstrukturierung der Studiengänge, die immer kürzer und straffer werden, schon oft kritisiert. Experten bemängeln bei den jungen Absolventen fehlende Erfahrung und soziale Kompetenzen. Die Universitäten gleichen sich den Schulen immer mehr an und richten sich eher den Forderungen der Wirtschaft, als denen der Pädagogen. Ähnliches gilt auch für das „Turbo-Abitur", wo man den Lernstoff auf zwei Jahre komprimiert.
Eine Hochschulreform, die sich primär nach den menschlichen Belangen richtet, scheint notwendig zu sein.

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