Deutschland: Kirchen verlieren 2017 rund 660.000 Mitglieder

AFP
BONN, Deutschland
Veröffentlicht 20.07.2018 00:00
Aktualisiert 21.07.2018 11:32
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Die beiden großen christlichen Kirchen haben im vergangenen Jahr erneut Mitglieder verloren: In der katholischen Kirche sank die Zahl im vergangenen Jahr um knapp 270.000 auf 23,3 Millionen, in der evangelischen Kirche um 390.000 auf 21,5 Millionen, wie aus der am Freitag veröffentlichten Jahresstatistik der Deutsche Bischofskonferenz in Bonn und der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover hervorgeht.

Laut EKD war für den Rückgang der Mitgliederzahl in ihren 20 sogenannten Gliedkirchen nicht zuletzt die hohe Zahl der Verstorbenen maßgeblich: 2017 starben demnach rund 350.000 Mitglieder der evangelischen Kirche. Während sich die Zahl der Taufen und Aufnahmen mit insgesamt 225.000 als weitgehend stabil erwies, nahm die Zahl der Kirchenaustritte mit rund 200.000 leicht zu.

Bei der katholischen Kirche ergab sich laut Bischofskonferenz ein ähnliches Bild: Die Zahl der Taufen sank mit knapp 170.000 nur geringfügig, während die Zahlen bei den Eintritten (gut 2600) und Wiederaufnahmen (knapp 6700) im Vorjahresvergleich leicht anstiegen. Auch bei den Katholiken wuchs die Zahl der Austritte leicht - von etwa 162.000 im Jahr 2016 auf 167.500 im vergangenen Jahr.

Die EKD erklärte zu der aktuellen Statistik, der demografische Wandel mache der Kirche weiter zu schaffen. Zwar sei das Aufkommen an Kirchensteuer 2017 wegen der guten Konjunktur trotz gesunkener Mitgliederzahlen gestiegen. Ein Großteil dieser Gelder werde aber derzeit durch die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1969 aufgebracht. Durch das Ausscheiden dieser "Babyboomer-Generation" aus dem Erwerbsleben wird deren Beitrag deutlich sinken.

Der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, erklärte: "Die Anzahl der Kirchenaustritte schmerzt. Sie verbleibt auf einem hohen Niveau." "Die Zahlen zeigen insgesamt, dass wir als Kirche in einer Welt der Individualisierung, der pluralen Religiosität - in einer Welt des Umbruchs - leben", fügte Langendörfer hinzu. "Wir müssen neue Wege finden, wie wir Menschen erreichen, sie begleiten und ihnen nah sein können."

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