Ärzte ohne Grenzen nimmt aus Protest keine EU-Gelder mehr an

DAILY SABAH MIT AFP
BRÜSSEL
Veröffentlicht 17.06.2016 00:00
Aktualisiert 20.06.2016 16:17
Foto: AFP
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Aus Protest gegen die europäische Flüchtlingspolitik nimmt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) künftig keine Gelder von EU-Institutionen und Mitgliedsländern der Europäischen Union mehr an. Diese Maßnahme gelte ab sofort und für alle Projekte weltweit, erklärte die Organisation am Freitag in Brüssel. Europa betreibe eine Politik der "Abschreckung", statt Schutzbedürftigen zu helfen, monierte MSF. Es werde versucht, "Notleidende aus Europa fernzuhalten".

Im vergangenen Jahr bekam die Organisation nach eigenen Angaben 56 Millionen Euro an EU-Geldern. Davon kamen 19 Millionen Euro aus Brüssel direkt und 37 Millionen Euro von den Mitgliedstaaten. Aus Norwegen seien 6,8 Millionen Euro gekommen, auch dieses Geld werde nun aber nicht mehr angenommen. Die Organisation will stattdessen nun verstärkt auf Privatspenden setzen.

Mehr als 8000 Schutzsuchende sitzten auf den griechischen Inseln fest

Ärzte ohne Grenzen kritisierte das Flüchtlingsabkommen als nicht hinnehmbar. Das im März geschlossene Abkommen soll dem Geschäft von Schlepperbanden den Boden entziehen, indem die Türkei alle auf den griechischen Inseln ankommenden Flüchtlinge zurücknimmt. Im Gegenzug will die EU für jeden so abgeschobenen Syrer einen anderen syrischen Flüchtling aus der Türkei aufnehmen.

Derzeit säßen als "direkte Folge" des Abkommens mehr als 8000 Schutzsuchende auf den griechischen Inseln fest, erklärte MSF. Oft müssten sie monatelang unter verheerenden Bedingungen in überfüllten Lagern ausharren.

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