Jerusalem-Konflikt: 2 Zivilisten getötet, mindestens 760 verletzt

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
ISTANBUL
Veröffentlicht 09.12.2017 00:00
Aktualisiert 09.12.2017 11:33
Nach einem israelischen Luftwaffenangriff auf den Gazastreifen (REUTERS)

Nach den Unruhen im Heiligen Land mit zwei Toten und mehr als 760 Verletzten am Freitag herrscht Sorge vor weiterer Gewalt. Tausende Palästinenser waren nach den Freitagsgebeten in Jerusalem, dem Westjordanland und dem Gazastreifen auf die Straßen gegangen.

Sie protestierten gegen die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA. Dabei kam es zu zahlreichen Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften. Im Gazastreifen starben zwei Palästinenser, wie die Zeitung «Haaretz» in der Nacht zum Samstag berichtete. Israelische Kampfflugzeuge griffen in der Nacht zum Samstag Ziele im Gazastreifen an.

Am Samstag will sich die palästinensische Führung in Ramallah treffen, nachdem Präsident Mahmud Abbas aus Jordanien zurückgekehrt ist. Auch die Arabische Liga befasst sich am Samstag in einer Dringlichkeitssitzung mit der umstrittenen Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump. Es wird erwartet, dass die Staatengemeinschaft bei ihrem Treffen in Kairo scharfe Kritik an der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels übt.

«Wir arbeiten in alle Richtungen und auf allen Ebenen, um die Entscheidung von Trump zu Fall zu bringen, Jerusalem zu befreien und das palästinensische Volk zurückzubringen», sagte Hamas-Chef Ismail Hanija. Die palästinensische Einheit offenbare sich «in der Arena der Intifada». Hanija hatte am Donnerstag zu einem neuen Palästinenseraufstand (Intifada) aufgerufen.

Der Beginn der ersten Intifada jährt sich am Samstag zum 30. Mal. Von 1987 bis 1993 verloren etwa 2200 Palästinenser und 200 Israelis ihr Leben. Bei der «Al-Aksa-Intifada» von 2000 bis 2005 wurden 3500 Palästinenser getötet, mehr als 1000 Israelis starben bei Anschlägen von Palästinensern.

«Der gesegnete Aufstand heute hat zwei Botschaften gesendet», sagte Hanija. «Erstens unsere Ablehnung von Trumps Entscheidung und zweitens die hohe Bereitschaft, Jerusalem mit unseren Leben zu verteidigen.»

Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats mussten die USA am Freitag massive Kritik aller 14 anderen Mitglieder des Gremiums einstecken. Die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, stelle einen «gefährlichen Präzedenzfall» dar, sagte Ägyptens UN-Botschafter Amr Abdellatif Aboulatta in New York. Die Botschafter von Großbritannien, Italien, Schweden, Italien und dem derzeit nicht im Sicherheitsrat vertretenen Deutschland teilten nach der Sitzung in einer gemeinsamen Erklärung mit, die Entscheidung sei nicht in Übereinstimmung mit UN-Resolutionen und nicht hilfreich.

Am Dienstagabend hatte es aus dem Weißen Haus geheißen, US-Präsident Donald Trump werde Jerusalem offiziell als Israels Hauptstadt anerkennen und die US-Botschaft dorthin verlegen.

Daraufhin haben neben der Türkei auch die NATO-Partner Deutschland und Frankreich Trump eindringlich vor diesem Schritt gewarnt.

Israel hatte 1967 während des Sechs-Tage-Kriegs den arabisch geprägten Ostteil der Stadt erobert und später annektiert. Seitdem wird Jerusalem von Israel als ungeteilte Hauptstadt beansprucht. Dieser Anspruch wird jedoch international nicht anerkannt. Gemäß dem Abkommen des Oslo-Friedensprozesses müssen Palästinenser und Israelis gemeinsam über den Endstatus von Jerusalem entscheiden.

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