Palästinenser im Rollstuhl bei Protesten von Israelis erschossen

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 16.12.2017 00:00
Aktualisiert 16.12.2017 16:11
AFP

Ibrahim Abu Thurayeh hatte vor einem Jahrzehnt seine Beine bei einem israelischen Angriff verloren. Er und sein Rollstuhl waren regelmäßig bei Protesten im Gazastreifen präsent.

Am Freitag war er einer von vier Palästinensern, die bisher bei den andauernden Protesten gegen die Jerusalem-Entscheidung der USA getötet worden sind.

Bilder von Abu Thurayeh bei Protesten entlang der Grenze gingen am Freitag viral, nachdem bekannt geworden war, dass er von den israelischen Sicherheitskräften erschossen worden ist.

Der unverheiratete 29-Jährige hatte zu Hause bei seinen Eltern gewohnt und konnte seit dem Vorfall im Jahr 2008, wo er seine Beine verloren hatte, seine Arbeit nicht mehr verrichten.

Dies war während eines israelischen Angriffs östlich des Flüchtlingslagers Al-Bureij im Zentrum von Gaza im April 2008 geschehen.

„Er wurde 2008 von einem israelischen Hubschrauber verletzt, der ihn anvisierte, nachdem er die israelische Flagge niedergerissen und die palästinensische Flagge entlang der Grenze gehisst hatte", sagte sein Bruder Samir gegenüber AFP, nachdem sein Tod am Freitag bestätigt worden war.

„Es hat ihn nicht davon abgehalten, für Jerusalem zu demonstrieren. Er ist jeden Tag alleine zur Grenze gegangen", so Samir.

AFP-Fotografen haben ihn in den letzten Jahren bei mehreren Demonstrationen gesehen und ihn fotografiert.

Zehntausende Palästinenser haben am Freitag gegen den umstrittenen Beschluss des US-Präsidenten Trump, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen und die Stadt als israelische Hauptstadt anzuerkennen, protestiert.

Die Palästinenser betrachten mindestens einen Teil von Jerusalem, das momentan unter voller israelischen Kontrolle steht, als Hauptstadt ihres zukünftigen Staates.

In Videoaufnahmen, die am frühen Freitag aufgezeichnet worden sind, ist Abu Thurayeh an der Grenze mit der palästinensischen Flagge zu sehen – die Hand erhoben zum Siegeszeichen.

„Dieses Land ist unser Land, wir werden nicht aufgeben. Amerika muss seine Entscheidung zurückziehen", sagte Abu Thurayeh in einem anderen Video, das in sozialen Medien gepostet wurde.

Ein paar Stunden vor seinem Tod sei er trotz fehlender Beine auf einen Strommast geklettert, um die palästinensische Flagge zu hissen, berichteten Augenzeugen und anwesende Journalisten. Was danach passiert ist, bleibt unklar.

Bei den Protesten Tausender Palästinenser sind am Freitag insgesamt zwei Menschen getötet worden, einer der Opfer ist Abu Thurayeh.

Das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza teilte indes mit, er sei von einem Scharfschützen in den Kopf geschossen worden.

Die israelische Armee lehnte es ausdrücklich ab, sich am Freitagabend zu dem Vorfall zu äußern und sprach von „extrem gewalttätigen Ausschreitungen".

„Soldaten haben gezielt auf die Hauptanstifter geschossen", erklärte eine Armeesprecherin.

Israel hält seine Blockade gegen Gaza seit einem Jahrzehnt aufrecht. Kritiker sprechen von einer kollektiven Bestrafung für die zwei Millionen Einwohner des Streifens, die unter Missständen wie Hunger, Stromknappheit und Umweltverschmutzung leiden. Gaza wird auch als „Freiluftgefängnis" bezeichnet.

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