Israel reagiert mit massiver Gewalt bei Gaza-Protesten - 1 Toter, 112 Verletzte

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 30.03.2019 17:31
Aktualisiert 30.03.2019 18:02
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Mindestens 112 Menschen sind nach palästinensischen Angaben bei gewaltsamen Übergriffen israelischer Soldaten an der Gaza-Grenze verletzt worden. Ein 17-Jähriger wurde gezielt getötet.

Von den Verletzten seien mindestens 23 von Gewehrkugeln getroffen worden, teilte der Rettungsdienst Roter Halbmond am Samstag mit. 15 hätten Tränengas eingeatmet. Die anderen wurden von eisernen Gummimantelgeschossen oder Tränengaskanistern getroffen.

Die israelische Armee sprach von rund 40.000 Palästinensern, die sich im Grenzgebiet versammelt hätten. Sie würden Gegenstände auf den Zaun werfen und Reifen anzünden. Die Soldaten würden Maßnahmen zur Auflösung von Unruhen anwenden und auch schießen, hieß es in einer Mitteilung.

Das Nationalkomitee des «Marsches der Rückkehr» hatte zu einem «Eine-Million-Marsch» aufgerufen, um an den Jahrestag des Beginns der Proteste am Grenzzaun zu erinnern. Wegen eines Generalstreiks blieben Geschäfte im Gazastreifen geschlossen.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas und die Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad warnten, dass «jegliche Aggression gegen den 'Eine-Million-Marsch' am 'Tag des Bodens' mit Widerstand beantwortet» werde. Die israelische Armee hatte zusätzliche schwere Einheiten in den Süden des Landes verlegt. Überall am Rande der Eklave sind Kampfpanzer gegen Zivilisten positioniert.

Palästinenser gedenken am 30. März, dem «Tag des Bodens», zudem stets massiver Landenteignungen durch Israel und sechs israelischer Araber, die am 30. März 1976 in dem Ort Sachnin von der israelischen Polizei getötet worden waren. Sie hatten gegen den Raub arabischen Bodens protestiert.

Das Auswärtige Amt warnte: «Das Risiko einer hochgefährlichen Zuspitzung an der Grenze zwischen Gaza und Israel ist offensichtlich.» Das Recht auf friedlichen Protest gelte auch im Gazastreifen, hieß es in einer Mitteilung. Aber: «Dieses Recht darf nicht - wie wir dies immer wieder gesehen haben - zum Vorwand für Hetze genommen oder missbraucht werden, um Gewalt aus der Menge heraus zu üben oder Gewaltakte zu legitimieren.»

Israel hat vor mehr als zehn Jahren eine illegale Sperre über das Küstengebiet verhängt, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen dies mit Sicherheitsinteressen.

Die Palästinenser fordern bei den Protesten unter anderem eine Aufhebung der Blockade. Außerdem pochen sie auf ein Recht auf Rückkehr in Gebiete, die von Israel geraubt wurden.

Ägypten und die Vereinten Nationen bemühen sich laut Medienberichten weiter um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Dabei gehe es zumindest um eine vorläufige Vereinbarung zwischen beiden Seiten bis nach der Parlamentswahl in Israel am 9. April, hieß es.

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