Bericht: Riad plant Erklärung zu Tod von Khashoggi

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 16.10.2018 00:00
Aktualisiert 16.10.2018 11:30
AP

Zwei Wochen nach dem Verschwinden des Journalisten Jamal Khashoggi haben türkische und saudische Ermittler eine Durchsuchung des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul abgeschlossen.

Ziel des gemeinsamen Einsatzes war es, den Verbleib des Journalisten und Regimekritikers aufzuklären. Türkische Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass Khashoggi im Konsulat getötet wurde. US-Medien berichten unterdessen, dass Riad in Kürze eine Erklärung zum Schicksal Khashoggis abgeben wolle. US-Außenminister Mike Pompeo wird zu dem Fall an diesem Dienstag in Saudi-Arabien erwartet.

Khashoggi, der als Kolumnist für die «Washington Post» gearbeitet hatte, wollte am 2. Oktober Papiere für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten im Konsulat abholen und ist seitdem verschwunden. Die türkischen Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass er von einem aus Saudi-Arabien angereisten Sonderkommando getötet wurde.

Die türkischen Behörden haben wiederholt erklärt, dass Khashoggi niemals das Konsulat verlassen habe. Am Dienstag tauchten Aufnahmen der Sicherheitskamera vor dem Konsulatsgebäude auf, die zeigten, wie Khashoggi in der Woche zuvor das Gebäude betreten hatte. Saudische Beamte und Konsulatsangestellte lehnten Mordvorwürfe ab und behaupteten, dass Khashoggi das Konsulat verlassen habe, versäumten es jedoch, Beweise für seinen Verlassen aus der Einrichtung zu liefern.

Die Durchsuchung des Konsulats hatte am Montagabend begonnen. Die Ermittler verließen das Gebäude am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu erst nach neun Stunden Inspektion. Demnach haben die Ermittler auch Proben aus dem Garten des Konsulats mitgenommen. Außerdem seien zwei Müllwagen der Gemeinde ins Konsulat gefahren, unklar war zunächst warum. Die Zeitung «Sabah» berichtete, das Gelände sei zudem mit Hunden abgesucht worden.

Von der bevorstehenden Erklärung Saudi-Arabiens zu Khashoggi ​berichteten die US-Fernsehsender CNN sowie die Zeitungen «New York Times» und «Wall Street Journal». Demnach soll das Verhör schiefgegangen sein. CNN berichtete unter Berufung auf zwei nicht näher genannte Quellen, der Plan sei gewesen, den Saudi zu entführen, aber nicht zu töten.

Der Bericht wird laut CNN "wahrscheinlich" zu dem Schluss kommen, dass die Operation "ohne Erlaubnis und Transparenz durchgeführt" wurde und dass die "Beteiligten dafür verantwortlich gemacht" werden.

US-Präsident Donald Trump sagte nach einem Telefongespräch mit dem saudi-arabischen König Salman, es habe danach geklungen, als ob es ein Einzeltäter gewesen sei. Das saudische Königshaus weist nach wie vor jede Beteiligung am Verschwinden Khashoggis ​von sich.

Das Versprechen zur Durchsuchung des Konsulats hatte die saudi-arabische Regierung nach türkischen Angaben schon vergangene Woche gegeben, zunächst aber nicht erfüllt. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte am Sonntagabend erstmals mit dem saudischen König Salman am Telefon über das Verschwinden des saudischen Journalisten gesprochen. US-Präsident Donald Trump telefonierte ebenfalls mit Salman.

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