Türkei verurteilt Frankreich für Gedenktag zum „Genozid an Armeniern“

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 06.02.2019 13:18
Aktualisiert 07.02.2019 17:45
Türkei verurteilt Frankreich für Gedenktag zum „Genozid an Armeniern“

Die Türkei hat den Beschluss Frankreichs, den 24. April zum Gedenktag für den sogenannten „Armenischen Genozid" zu erklären, scharf verurteilt.

„Wir verurteilen und lehnen es ab, dass Herr Macron, der in seinem Land politische Probleme durchlebt, historische Ereignisse politisch instrumentalisiert, um den Tag zu retten", sagte Präsidentensprecher Ibrahim Kalın am Mittwoch.

Macron hatte am Dienstagabend vor Vertretern der armenischen Gemeinde in Frankreich den 24. April offiziell zum Gedenktag erklärt, der an den „Genozid" an den Armeniern erinnern soll. Er habe Staatschef Recep Tayyip Erdoğan im Vorfeld über diesen Schritt informiert. Mit der Ausrufung eines Gedenktages löst Macron ein Wahlkampfversprechen von 2017 ein.

„Die Behauptungen über den sogenannten Völkermord an den Armeniern sind historischen Tatsachen widersprechende politische Lügen ohne Rechtsgrundlage." Die Anschuldigungen hätten für die Türkei „keinerlei Gültigkeit".

Viele osmanische Armenier in Ostanatolien kamen während des Ersten Weltkrieges um, nachdem das „Komitee für Einheit und Fortschritt" die Entscheidung getroffen hatte, die armenische Minderheit in das heutige Syrien zu deportieren. Schlechte Bedingungen, Krankheiten und Angriffe von irregulären Einheiten verursachten zahlreiche Todesopfer. Der Armenier-Deportierung war eine Revolte von armenischen Freischärlern vorausgegangen, die von den Russen unterstützt, den türkischen Streitkräften in den Rücken gefallen waren. Diese verübten zudem zahlreiche Massaker in mehrheitlich von Türken bewohnten Dörfern.

Ankara räumt zwar ein, dass es auf beiden Seiten viele Opfer gab und bezeichnet die Ereignisse von 1915 als Tragödie - ohne jedoch die Anschuldigung eines Völkermordes zu akzeptieren. Die armenische Diaspora in Europa und den USA hingegen versuchen den Genozid-Vorwurf weltweit geltend zu machen und die Vorfälle für die eigenen Interessen politisch zu instrumentalisieren

Ankara hat wiederholt die Schaffung einer gemeinsamen Kommission von Historikern aus der Türkei und Armenien sowie internationalen Experten vorgeschlagen, um das Problem anzugehen – bislang ohne Erfolg.

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