Erdoğan: Daesh und Christchurch-Terrorist „aus demselben Stoff“ geschnitten

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 20.03.2019 15:16
AP

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einem für die Washington Post verfassten Kommentar betont, dass das Christentum und auch andere Religionen nicht in Verbindung mit Terror gebracht werden dürften. Der Christchurch-Terrorist Brenton Tarrant und die Terrororganisation Daesh seien „aus demselben Stoff" geschnitten.

„Der mutmaßliche Täter des Christchurch-Massakers hat versucht, seine verdrehten Ansichten zu legitimieren, indem er die Weltgeschichte und den christlichen Glauben verzerrte. Er versuchte, Samen des Hasses unter den Mitmenschen zu pflanzen", schrieb der Präsident in dem am Dienstag veröffentlichten Kommentar. Er lehne jeden Versuch, die Terroranschläge der letzten Woche mit den Lehren, Tugenden oder Maximen des Christentums in Verbindung zu bringen, kategorisch ab. Der islamfeindliche Terrorangriff in Neuseeland sei das „giftige Produkt von Ignoranz und Hass". Tarrant habe bei dem abscheulichen Angriff die gleichen Motive verfolgt wie die Terrororganisation Daesh bei ihren Massakern gegen Muslime.

Daesh habe in den letzten Jahren Tausende vorwiegend muslimische Zivilisten getötet und betrachte die Geschichte durch eine radikal ideologisierte Brille, so Erdoğan. Die Terrorgruppe habe die „Rückeroberung" von Istanbul gefordert – genauso wie der Angreifer von Christchurch. Dieser habe in seinem Manifest versprochen, die Stadt erneut zum „rechtmäßig christlichen Besitz" zu erklären. „Der Islamische Staat versprach ebenfalls, die Republik Türkei zu vernichten – einer der Gründe, warum türkische Truppen gegen die Terrorgruppe in Syrien so hart durchgreifen", so der türkische Staatschef bezüglich den Anti-Terror-Einsätzen im Nachbarland. „Die Häufigkeit, mit der er sowohl die Türkei als auch mich erwähnte, war sowohl kurios als auch einer tieferen Überlegung wert."

Der Angriff in Christchurch sei nicht zuletzt der wachsenden Islam- und Fremdenfeindlichkeit in westlichen Ländern verschuldet. Dieser Zustand sei mit den liberalen Werten, auf die man sich dort berufe, nicht vereinbar. „Nach dem Massaker in Christchurch hat der Westen gewisse Verantwortungen. Westliche Gesellschaften und Regierungen müssen die Normalisierung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie, die in den letzten Jahren zugenommen hat, ablehnen." Solche „verdrehten Ideologien", dazu zähle auch der Antisemitismus, stellten Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar, betonte Erdoğan.

Alle Aspekte des Terrorangriffs müssten nun geklärt und aufgedeckt werden, um zu verstehen, wie sich der Terrorist radikalisierte. Auch mögliche Verbindungen zu terroristischen Gruppen müssten ausfindig gemacht werden, um zukünftige Tragödien zu verhindern.

Der Präsident lobte in diesem Zusammenhang Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern für ihre vorbildliche Haltung nach dem Terroranschlag. „Letztlich müssen alle westlichen Anführer aus dem Mut, der Führung und der Aufrichtigkeit der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern lernen." Sie sei den Muslimen stets mit offenen Armen entgegengetreten. Dies sei auch in anderen Staaten mit muslimischer Minderheit wünschenswert.

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