„Afro.Deutschland“ berichtet über Völkerschauen in Deutschland

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 21.04.2017 00:00
Aktualisiert 21.04.2017 10:10
(Anzeige im »Leipziger Tageblatt« vom 25.07.1894)

Die Kolonialgeschichte Deutschlands wird oft von der Nazi-Ära überdeckt. Heute wissen viele nicht, dass Länder wie Togo oder Kamerun einst Kolonien des Deutschen Reiches waren.

Der DW-Dokumentarfilm „Afro.Deutschland" beschäftigt sich mit der Vergangenheit und lässt Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu Wort kommen.

Die Erzählungen von Theodor Wonja Michaels, geboren 1925 in Berlin, über seine Kindheit in Deutschland und die sogenannten „Völkerschauen", sind besonders emotional. Er überlebte die Nazizeit und wurde später ein erfolgreicher Autor und Schauspieler.

Die Besucher, die ihn damals „inspizierten", fanden seine Menschlichkeit unnatürlich. Die Erinnerung daran ist für ihn heute noch schmerzhaft. Aber die Menschen würdigen ihn heute auch dafür, dass er stolz auf seine Hautfarbe ist, die ihm so viele traumatische Erlebnisse bescherte.

Noch immer würde sein Deutschsein von Menschen hinterfragt werden, „die Deutschland als eine Nation blonder und blauäugiger weißer Menschen begreifen." Der 92-Jährige hoffe auf positive Veränderungen in Deutschland.

Die Völkerschau war damals ein beliebtes Spektakel, wo Schwarze oder andere ethnische Gruppen, die sich von den Europäern unterschieden, wie Tiere zur Schau gestellt wurden. Sie ähnelte einem Streichelzoo, wo die Menschen angeglotzt, angefasst und verspottet wurden.

Ein ähnliches Szenario boten auch die sogenannten „Freak Shows". Dort wurden Menschen mit Behinderungen und Deformationen zur Schau gestellt. Der US-Film „Freaks" von Tod Brownings aus dem Jahre 1932, beschäftigt sich mit dem Thema und gibt einen verstörenden Einblick in die Mentalität jener Zeit.

Die rassistische Vergangenheit Europas ist wird oft vergessen, obwohl diese Zeit gar nicht mal so weit zurückliegt. Der ethnische Rassismus ist ein spezielles Phänomen und tritt immer wieder latent in den Vordergrund. Migranten etwa, die als Fremde betrachtet werden, weil sie anders aussehen und eine andere Kultur besitzen – werden zwar nicht mehr in Völkerschauen präsentiert - leiden aber oft immer noch unter gesellschaftlicher Ausgrenzung und Benachteiligung.

Zu hoffen wäre, dass sich Europa von dieser Krankheit irgendwann komplett loslösen kann.

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