Türkischstämmigen fehlt die Anerkennung in Deutschland

DAILY SABAH MIT DPA
Veröffentlicht 16.06.2016 00:00
Aktualisiert 20.06.2016 15:19
Foto: DPA
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Bei einer repräsentativen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Emnid stimmten 47 Prozent der befragten Muslime mit türkischen Wurzeln dem Satz zu "Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe".

Was auffällt: Unter den Zuwanderern der ersten Generation ist die Zustimmung zu dieser Aussage mit 57 Prozent deutlich höher als bei ihren Nachkommen. In der zweiten und dritten Generation vertreten 36 Prozent diese Ansicht.

Die Umfrage ist Teil einer Studie der Universität Münster. Ihre Ergebnisse zeigen auch, dass die Kinder und Enkel der türkischen Migranten im Vergleich zur ersten Generation weniger ihr Glauben praktizieren. Sie beten seltener und gehen weniger häufig in die Moschee.

Bekenntnis zur eigenen kulturellen Herkunft

Das hindert die Jüngeren aber nicht daran, sich selbst als stark religiös zu beschreiben. 62 Prozent der Angehörigen der ersten Generation bezeichneten sich selbst als sehr religiös. Unter ihren Nachfahren waren es sogar 72 Prozent.

Der Leiter der Untersuchung, der Religionssoziologe Detlef Pollack, stellte dazu fest: "Möglicherweise spiegeln die Antworten auf diese Frage weniger die "tatsächlich gelebte" Religiosität wider als vielmehr ein Bekenntnis zur eigenen kulturellen Herkunft."

Der Studie zufolge sind die Angehörigen der zweiten und dritten Generation zwar in vielem besser integriert als die "Gastarbeiter" von einst. Das lässt sich am Zuwachs bei Schulabschlüssen, Deutschkenntnissen und Kontakten zu Deutschen erkennen. "Allerdings pocht die zweite und dritte Generation weit mehr auf kulturelle Selbstbehauptung als die erste", sagte Pollack.

In Deutschland ist das negative Bild des Islam weit verbreitet

Dazu passt auch, dass sich die aus der Türkei stammenden Menschen zwar insgesamt seltener benachteiligt fühlen als die Ostdeutschen. Auf der anderen Seite mangelt es ihnen aber an Anerkennung. 54 Prozent von ihnen identifizieren sich mit der Aussage, "Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich werde nicht als Teil der deutschen Gesellschaft anerkannt".

Viele der hier lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln haben zudem das Gefühl, der Islam werde zu Unrecht mit Gewalt und Fanatismus in Verbindung gebracht. Die Autoren der Studie sehen allerdings auch einen Zusammenhang zwischen dem in Deutschland weit verbreiteten negativen Bild des Islam.

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