Nach tagelangem Protest gegen PKK-Entführung: Mutter mit Sohn wiedervereint

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 26.08.2019 12:47
DHA

Hacire Akar aus der südöstlichen Provinz Diyarbakır konnte am Sonntag ihren 21-jährigen Sohn wieder in die Arme schließen. Er war zuvor von der Terrororganisation PKK entführt worden.

Vergangene Woche hatte Akar vor dem Provinzbüro der HDP in Diyarbakır eine Sitzblockade begonnen und verbrachte auch die Nächte draußen. Alles was sie wollte, war die Rückkehr ihres Sohnes. Trotz ihrer Erschöpfung hatte sie gesagt, sie werde mit ihrem Protest nicht aufhören. Laut Akar war ihr Sohn in die Berge verschleppt worden. „Mein Sohn betrat das HDP-Provinzbüro und kam nicht mehr raus", erzählte sie der Öffentlichkeit.

Die „Demokratische Partei der Völker" (HDP) ist für ihre Nähe zu der international als Terrororganisation eingestuften PKK bekannt.

Nach ihrem Protest und mit Hilfe der Sicherheitskräfte konnte Akar ihren Sohn am Sonntag endlich wieder in ihre Arme schließen. Nach dem Treffen mit ihrem Sohn nahm sie einen Anruf von Präsident Recep Tayyip Erdoğan entgegen.

„Sie haben sich gewehrt und (...) Ihren Sohn aus den Händen dieser Verräter gerettet. Aus diesem Grund gratuliere ich Ihnen meinerseits und im Namen des Volkes. (...) Wir brauchen solche Mütter", sagte der Präsident beim Gespräch.

Indes wurden im Rahmen der Ermittlungen ein Mitglied der HDP-Jugendorganisation und ein Berater der Gemeinde in Diyarbakır festgenommen.

Am Donnerstagmorgen hatte Akar eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgegeben. Sie reichte zudem eine Strafanzeige gegen die HDP ein. In ihrer Trauer und Wut schlug sie dann ein Fenster des HDP-Provinzbüros ein und begann mit ihrer Sitzblockade. Sie versprach, nicht von der Stelle zu weichen, bis ihr Sohn gefunden wird.

Wie sich später herausstellte, war auch ihr älterer Sohn Fırat Akar bereits 1994 von PKK-Terroristen entführt worden. 2017 wurde er in den Bergen tot aufgefunden.

„Ich konnte nicht einmal den Körper meines Sohnes sehen", sagte sie. „Sobald man dieses Gebäude betritt, kann niemand entkommen. Die HDP verschleppen unsere Kinder mithilfe von Drogen (…) und Medikamenten in die Berge. Es ist ein Ort des Gemetzels für Wilde und Unterdrücker", beklagte sich Akar. Sie kritisierte zudem die mangelnde Unterstützung durch Menschenrechtsaktivisten.

Bereits im Jahr 2011 hatten sich Familien, deren Kinder von der PKK entführt wurden, zu einer Sitzblockade vor dem Parteibüro der HDP in Diyarbakır versammelt, um ihre Wut zum Ausdruck zu bringen. Auch Vertreter von NGOs nahmen daran teil und wiesen darauf hin, dass eine Kindesentführung für den Einsatz im Krieg laut UN-Konvention ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt.

Im Juli hatte sich die UN-Beauftragte Virginia Gamba anlässlich dieses Missstandes mit Vertretern des syrischen Ablegers der PKK, den sogenannten „Volksschutzeinheiten" (YPG) getroffen. Die UN besitzt Dokumente, die die Rekrutierungen von Kindersoldaten zwischen 11 und 16 Jahren offen legen. Im Jahr 2017 hatte die UN insgesamt 224 Fälle von Kinderrekrutierungen bei der YPG und den Fraueneinheiten festgestellt.

Der YPG-Kommandeur Mazloum Abdi unterzeichnete angesichts dessen ein fragwürdiges Abkommen zum Stopp der Kinderrekrutierungen. Doch scheint sich bis heute an den Methoden der Terrororganisation PKK und ihren Ablegern nichts geändert zu haben.

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