Gülen-Journalist, geschockt das Erdoğan noch lebt, rief Menschen auf nicht gegen Putsch vorzugehen

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 01.08.2016 00:00
Aktualisiert 01.08.2016 16:47

Bei Videoaufzeichnungen des 15. Julis, in den ersten Stunden des fehlgeschlagenen Putschversuchs der Gülenisten, stellte sich ein ehemaliger Journalist der Zaman Tageszeitung bloß, indem er schockiert war, als er erfuhr, dass Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf dem Sender CNN Türk live die Bürger dazu aufrief, auf die Straße zu gehen.

Im Video rief der Journalist Kerim Balcı die Menschen auf nicht gegen den Putsch anzugehen und nicht auf den Präsidenten Erdoğan zu hören.

„Es gibt Behauptungen, dass der Präsident die Bevölkerung dazu aufruft gegen den Putsch vorzugehen", sagte der Moderator der Show zu Balcı.

Schockiert, dass der Präsident noch am Leben ist, fragte Balcı: „Hat er diese Dinge persönlich gesagt?"

„Ja, er gab eine Ansprach auf CNN Türk", antwortete der Moderator.

„(Seufz…) Der Präsident verdonnerte mich an diesem Abend ihn ‚unseren Präsidenten' zu nennen. Doch wenn diese Erklärung wahr ist, nehme ich meine Worte zurück. Der Präsident ist unverantwortlich. Unbewaffnete Zivilisten dazu aufzurufen gegen bewaffnete Menschen vorzugehen, ist ein schwerer Fehler. Genau wie es in Syrien und Ägypten passiert ist", sagte Balcı.

Darüber hinaus schien Balcı die türkischen Bürger zu schmälern, als er sagte, dass sie nicht in der Lage sind gegen den Putschversuch widerstand zu leisten.

„Unsere Leute wissen nicht einmal, wie man sich auf den Boden legt, ganz davon zu schweigen, wie man sich vor einer Bombe oder einem G3-Gewehr schützt."

Balcı versuchte auch den Aufruf des Präsidenten zu delegitimieren und sagte: „Die Worte des Präsidenten in der aktuellen Situation sind nicht verbindlich. Ich glaube nicht, das er seine geistigen Fähigkeiten in seinem aktuellen Zustand beibehalten kann."

Am 15. Juli versuchte eine Gruppe der Gülenisten-Terrororganisation (FETÖ) die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch wurde von loyalen militärischen Truppen, zusammen mit Polizeieinheiten und Millionen von türkischen Bürgern, verhindert.

Mehr als 230 Menschen, hauptsächlich Zivilisten, wurden von den Putsch-Soldaten getötet, während 2.191 Menschen verletzt wurden.

Die türkischen Oppositionsparteien vereinten sich gegen den Putschversuch und verurteilten ihn aufs Schärfste. Sie betonten ihre Entschlossenheit die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei aufrechtzuerhalten.

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