Russland bietet sich als Vermittler in Katar-Krise an

AFP
MOSKAU, Russland
Veröffentlicht 10.06.2017 00:00
Aktualisiert 10.06.2017 16:55
EPA

In der Krise um das Golfemirat Katar hat sich Russland als Vermittler angeboten. Moskau habe die Eskalation des Konflikts mit Sorge verfolgt, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Samstag bei einem Treffen mit seinem katarischen Kollegen Scheich Mohammed al-Thani. Dieser bezeichnet die Blockade-Politik der Nachbarstaaten als "illegal". Saudi-Arabien und seine Alliierten sahen sich durch die Katar-Schelte von US-Präsident Donald Trump hingegen bestätigt.

In Moskau seien "die Nachrichten über die Eskalation mit Beunruhigung aufgenommen worden", sagte Lawrow. "Wir sind für die Beilegung aller Meinungsverschiedenheiten im Dialog."

Der türkische Präsident Recip Tayyip Erdoğan forderte ein Ende der Blockade gegen Katar. Er rufe Saudi-Arabien auf, seiner Führungsrolle in der Region gerecht zu werden und die Krise beizulegen, sagte Erdoğan am Freitag in Istanbul. Zugleich sicherte er Doha weitere Hilfe zu. "Wir werden Katar weiterhin jede Form der Unterstützung gewähren", sagte Erdoğan. Ankara werde Katar unter anderem mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen.

Der Streit zwischen Katar und den Nachbarstaaten ist die schwerste diplomatische Krise in der Region seit mehreren Jahren. Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten Anfang der Woche die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen und den Flugverkehr eingestellt. Außerdem schloss Saudi-Arabien die einzige Landgrenze zu dem Nachbarstaat.

Die drastischen Maßnahmen wurden von Riad und seinen Verbündeten damit begründet, dass Katar extremistische Gruppen finanziere. Eine Rolle spielt allerdings wohl auch das relativ gute Verhältnis Katars zum Iran.

Amnesty International machte am Samstag auf die schwerwiegenden Folgen der Blockade für tausende von Familien aufmerksam. Zu den "brutalen" Folgen zähle es, dass Eltern von ihren Kindern und Männer von ihren Frauen getrennt würden, heißt es in einer in London veröffentlichten Erklärung der Menschenrechtsorganisation. Dies verursache "seelische Leiden und Angst". In Katar leben demnach 11.000 Staatsangehörige aus Bahrain, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Trump beschrieb die Blockade der Nachbarstaaten gegen Katar als direktes Ergebnis seines rigorosen Anti-Terror-Kurses. Katar sei "historisch ein Finanzier des Terrorismus auf hohem Niveau", sagte Trump am Freitag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Im direkten Widerspruch dazu hatte sein Außenminister Rex Tillerson kurz zuvor eine Lockerung des Embargos gefordert, da es den Kampf gegen die Daesh-Terrororganisation erschwere.

Die saudiarabische Nachrichtenagentur SPA berichtete am Samstag unter Berufung auf offizielle Quellen, die Regierung in Riad betrachte den Kampf gegen den Terrorismus als eine "Verpflichtung" mit der Notwendigkeit zum "raschen Handeln". Das Königreich Bahrain verlangte von Katar, es müsse sich "auf transparente Weise" den "Anti-Terror-Bemühungen" anschließen.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Bahrain veröffentlichten am Freitag ein Liste von Einzelpersonen und Organisationen, die in "terroristische" Aktivitäten verwickelt sein sollen. Auf der Liste stehen auch Mitglieder der katarischen Herrscherfamilie. Genannt werden auch der in Doha ansässige einflussreiche Geistliche Jusuf al-Karadawi, der der Muslimbruderschaft nahesteht, sowie von Katar finanzierte Wohltätigkeitsorganisationen.

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