Israel erniedrigt türkische Journalisten - trotz verbesserten Beziehungen

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 29.06.2017 00:00
Aktualisiert 30.06.2017 12:22
Şeyma Eraz und israelischer Kommunikationsminister Ayoob Kara (Foto: Israelisches Kommunikationsministerium)

Drei türkische Journalisten, darunter auch eine Wirtschaftsredakteurin der Daily Sabah, wurden von israelischen Behörden einer unüblichen Maßnahme unterzogen. Sie mussten vor Beginn der „Cyber Week"-Konferenz zusätzliche Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen. Andere Journalisten waren davon nicht betroffen.

Daily Sabah-Wirtschaftsredakteurin Şeyma Eraz, „Fox Türkei"-Reporter Emre Izkübarlas und Kenan Özcan waren vom israelischen Außenministerium eingeladen worden, um an der Cyber Week 2017 teilzunehmen.

Die drei Journalisten warteten zum Zeitpunkt des Vorfalls, zusammen mit den anderen Journalisten, in der Schlange auf die routinemäßigen Sicherheitskontrollen. Noch bevor sie dran waren, wurden sie von den israelischen Sicherheitsbeamten an einen getrennten Ort gebracht, ohne dass es einen Grund für die unübliche Maßnahme erfuhren. Die anderen 30 Journalisten konnten ohne Probleme den Konferenzsaal betreten

Eraz berichtete, dass die israelischen Sicherheitsbeamten die privaten Gegenstände und die Ausrüstungen durchsuchten und dabei sogar ein Mikrofon und eine Kamera des Fox-Reporters zerstört wurden.

„Ich fragte die Beamten nach dem Grund für die Sonderbehandlung, aber sie haben keine Antwort gegeben", sagte Eraz. Sie fügte hinzu, dass sie in einen separaten Bereich gebracht wurde, wo sie dann von zwei Beamtinnen aufgefordert worden wäre, ihr Kopftuch abzunehmen.

Eraz weigerte sich dem Folge zu leisten und bat die Beamten ihre Sachen zurückzugeben. Später erfuhr sie, dass Izkübarlas und Özcan auch ähnliches durchmachen mussten. Sie sollen von den israelischen Sicherheitsbeamten aufgefordert worden sein, ihre Hosen auszuziehen.

Auch sagte sie, dass sie den stellvertretenden Direktor für öffentliche Angelegenheiten des Außenministeriums Ron Gerstenfeld angerufen habe, woraufhin dieser mit den Sicherheitsbeamten gesprochen und ihnen gesagt hätte, dass die türkischen Journalisten Gäste des Außenministeriums wären.

Ein Beamter, der unter dem israelischen Ministerpräsidenten arbeitet, habe sich entschuldigt und versucht zu erklären, dass es sich um standartmäßiges Sicherheitsverfahren handele, berichtete Eraz und fügte hinzu: „Ich habe ihm gesagt, wenn sich die Sicherheitsbeamten nicht entschuldigen, gilt es nicht wirklich als Entschuldigung."

„Ich war in vielen Länder und nahm an zahlreichen Treffen teil, wo auch Ministerpräsidenten und Präsidenten anwesend waren, aber ich wurde in meinem ganzen Leben noch nie so gedemütigt", sagte Eraz dem Sicherheitsdirektor, der sich bei den türkischen Journalisten entschuldigte. Sie fügte hinzu, dass die Behandlung nicht mit dem „Normalisierungsprozess" zwischen der Türkei und Israel vereinbar sei. „Ich fragte ihn, wie es sei kann, einen Mann zu bitten, seine Hose auszuziehen. Er meinte nur, dass er die Details der Sicherheitspolitik nicht mit mir teilen kann", fügte Eraz hinzu.

Die türkischen Journalisten wurden von Gerstenfeld empfangen, als sie den Konferenzsaal aus Protest verließen. Er bat sie zu bleiben und an der Konferenz teilzunehmen.

„Ich habe ihm gesagt, dass wir nur Journalisten sind. Wir sind keine Terroristen und wir können es nicht in Kauf nehmen so erniedrigt zu werden", sagte Eraz zu Gerstenfeld.

Später wurden die türkischen Journalisten vom israelischen Kommunikationsminister Ayoob Kara eingeladen, der sich für den Vorfall entschuldigte und betonte, dass die Beziehungen zur Türkei für Israel von Bedeutung seien.

In einem Video, das auf seinem offiziellen Facebook-Account veröffentlicht wurde, sagte Kara:

„Die Beziehungen zur Türkei werden immer besser und enger – sie sind wichtig für die Regierung Israels, den Staat Israel und die israelische Wirtschaft. Es ist wichtig, dass die Beziehungen dadurch nicht verletzt werden und ich hoffe, dass jener Vorfälle, die der Delegation von türkischen Journalisten widerfahren sind, nicht wieder vorkommen", sagte Kara den türkischen Journalisten.

Er wies auch darauf hin, dass es wichtig ist, sicherzustellen, dass sich ähnliche Vorfälle nicht auch mit anderen, nach Israel reisenden, ausländischen Mediendelegationen ereignen.

Die „Cyber Week" ist eine jährliche Konferenz zur Sicherheit. Sie wurde dieses Jahr an der Universität in Tel Aviv abgehalten. Dieses Jahr nahm auch Ministerpräsident Benjamin Netanyahu an der Konferenz teil.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel erlangten 2010, nach einem Angriff der israelischen Küstenwache auf ein türkisches Hilfsschiff, ihren Tiefpunkt. Bei dem Angriff kamen zehn Aktivisten ums Leben, die lediglich versucht hatten, humanitäre Hilfe in den blockierten Gazastreifen zu liefern.

Die beiden Länder haben später ein Abkommen unterzeichnet und die diplomatischen Beziehungen wiederhergestellt. Dem voraus gegangen war eine offizielle Entschuldigung und finanzielle Entschädigung des Staates Israel. Beide Staaten zielen darauf ab, die Zusammenarbeit, besonders im Handel, weiterhin zu verbessern.

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