Nach Erdoğans Mufti-Kritik: Griechenland sucht Lösungsansätze in Westthrakien

DAILY SABAH
Veröffentlicht 18.12.2017 00:00
Aktualisiert 18.12.2017 12:42
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Präsident Recep Tayyip Erdoğans jüngste Kritik an Mufti-Ernennungen in Westthrakien scheint Griechenland nun dazu zu bewegen, das seit längerem bestehende Problem anzugehen. Erdoğan hatte die griechische Verwaltung kritisiert, die Bedürfnisse und Forderungen der im Land lebenden Türken nicht ausreichend zu erfüllen.

„Muslime in West-Thrakien dürfen ihren eigenen Mufti nicht aus ihrer Gemeinde wählen; dieser Umstand gilt nicht für den Patriarchen in der Türkei", so Erdoğan.

„In der Türkei gibt es keine Diskriminierung türkischer Bürger griechischer Herkunft. In Westthrakien ist es sogar verboten, das Wort 'Türkisch' zu nutzen", sagte er und fügte hinzu, dass das Griechenland weit hinter den Erwartungen der Minderheiten zurückliege.

Aufgrund dieser Kritik gab der Minister für religiöse Angelegenheiten, Kostas Gavroglu, kürzlich bekannt, dass die Bemühungen begonnen hätten, die Forderungen der Minderheit in Bezug auf die Wahl von Muftis in Westthrakien zu erfüllen.

Er wies darauf hin, dass der Patriarch in Istanbul von einem Komitee gewählt wird, und eine ähnliche Herangehensweise für die Mufti-Wahlen möglich wäre.

Der Minister sagte, die Details der Mufti-Wahlen würden mit den Vertretern der muslimischen Minderheit in Westthrakien besprochen.

Die Gemeinschaft der westthrakischen Türken besteht schätzungsweise aus etwa 100.000-150.000 Mitgliedern. Die griechische Regierung stuft sie als „griechische Muslime" ein.

Griechische Behörden verbieten die Verwendung des Wortes „Türkisch" in Organisationsnamen, daher wurden in Vergangenheit bereits mehrere Vereinigungen von Minderheiten geschlossen, wo dies der Fall gewesen war

Die türkischstämmige Bevölkerung von Westthrakien hat im Friedensvertrag von Lausanne (1923) keinen Minderheitenstatus erhalten. Daher erkennt die griechische Regierung die ethnische Identität der Minderheit offiziell nicht an und argumentiert mit dem Verweis auf die Regelungen im Vertrag, der vor knapp 100 Jahren Unterzeichnet worden ist.

Aufgrund dessen steht die türkische Minderheit vor verschiedenen Problemen. Die Türkei fordert daher eine Überarbeitung des als unzureichend betrachteten Friedensvertrages von Lausanne.

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