Merkel mit Friedenspreis der Franziskaner ausgezeichnet

AFP
ASSISI, Italien
Veröffentlicht 13.05.2018 00:00
Aktualisiert 13.05.2018 13:20
Bundesregierung

Für ihr Engagement für ein friedliches Zusammenleben der Völker ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem "katholischen Nobelpreis" ausgezeichnet worden. Merkel erhielt am Samstag in Assisi von den dortigen Franziskanern die "Lampe des Friedens". Der christliche Orden würdigte auch Merkels europapolitische Verdienste. Vorjahrespreisträger Juan Manuel Santos lobte vor allem Merkels Handeln in der Flüchtlingskrise. Kritik an ihrer Politik kam dagegen von der FDP.

"Diese Auszeichnung ist eine große Ehre, sie bedeutet mir sehr viel", sagte Merkel laut einer Twitter-Botschaft von Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Europäische Union sei ein "einzigartiges Friedensprojekt". "Betrachten wir die Geschichte unseres Kontinents, sehen wir, welches Glück wir haben."

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos, der die Friedenslampe im Dezember 2016 für die Aussöhnung mit der Farc-Guerilla in seinem Land bekommen hatte, lobte die "mutige Frau" Merkel. Die protestantische Pastorentochter habe bei der Aufnahme von Flüchtlingen "gerechte und nicht immer populäre Entscheidungen" getroffen.

Zu den vorherigen Preisträgern gehören unter anderem der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa, Mutter Teresa, der Dalai Lama, der frühere israelische Staatschef Schimon Peres, Palästinenserpräsident Jassir Arafat und sein Nachfolger Mahmud Abbas sowie Papst Franziskus.

Die "Lampe des Friedens" erinnert an die Botschaft von Franz von Assisi, wonach der Mensch in unsicheren Zeiten Licht und Orientierung braucht. An der Zeremonie in der Basilika San Francesco in der Toskana nahm auch Merkels Ehemann Joachim Sauer teil.

In ihrer Rede zeigte sich Merkel besorgt über die Lage im Osten der Ukraine, wo täglich gegen die Waffenruhe verstoßen werde. Auch die Spannungen zwischen Israel und dem Iran seit dem Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit Teheran beklagte Merkel. Dabei betonte sie die besondere Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels.

FDP-Chef Christian Lindner warf Merkel in der Europapolitik fehlende Führungsstärke und "Zögerlichkeit" vor. Auch aufgrund der Uneinigkeit zwischen den Koalitionspartnern SPD und Union bewege sich nichts, sagte Lindner beim FDP-Parteitag in Berlin. Deutschland müsse eine Initiative zu einem EU-Sondergipfel ergreifen, "damit Europa zu Iran, Syrien und Freihandel mit einer Stimme spricht".

Der FPD-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff warf Merkel vor, bei ihr klafften "Reden und Handeln um Lichtjahre auseinander". Berlin werde "nicht nur seiner internationalen Verantwortung nicht gerecht, sondern ein Blick auf die Etats für Verteidigung, Entwicklung und Diplomatie zeigt, dass die Kanzlerin keinerlei Anstrengungen unternimmt, diese Fehlentwicklung zu korrigieren", sagte Lambsdorff der "Welt".

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